EL MIRADOR

“Ein Tag im Leben eines argentienischen Farmers”


 Matias hatte uns zusammen mit der Einladung eine kleine Skizze zur Hand gegeben, wo wir ihn finden würden und gemeint, es wäre ganz einfach. Klar für jemanden, der das Land der Sierra de la Ventana wie seine Westentasche kennt, aber vielleicht nicht geahnt hat, dass es in der Nähe ein Hotel ebenfalls mit dem Namen „El Mirador“ gibt!
Also wurden wir, nachdem wir an der Estancia vorbeigefahren sind, beim Erfragen des Weges zum Hotel geleitet und von dort quasi durch den Nachbarn (einige  Kilometer entfernt!) zum richtigen Gatter verwiesen. Normalerweise stehen am Gatter die Namen der Estancias, doch die Familie von Matias hat dies anscheinend verpasst und wir hätten uns also an keinem Schild orientieren können.
Doch wie gesagt hat uns der Nachbar den Weg gewiesen und wir haben vor dem Gatter gehalten und Mario hat einen Erkundungsspaziergang zur Estancia unternommen. Das Farmgebäude war von der Straße und vom Gatter aus nicht zu sehen und es bedurfte einige Minuten Fußmarsch um dorthin zu gelangen. Als er nach bestimmt 30 Minuten wieder zu uns ans Gatter kam, war er erstmal total überwältigt von dem Anwesen und dann etwas enttäuscht, keinen von der Familie angetroffen zu haben. Nur ein Gaucho war dort und der hatte keinen Schlüssel für das Gatter und wusste auch nicht, wann Matias zurückkommen würde. Das hieß für uns Warten!
Rock und ich waren natürlich ebenfalls neugierig und haben auch einen Spaziergang zur Farm unternommen. Zurück am Gatter, inzwischen war es schon dunkel,  konnten wir uns über ein leckeres Nudelgericht freuen, denn Mario hatte in der Zwischenzeit gekocht!  Kaum hatten wir die erste Gabel im Mund, kam Matias um die Ecke und hat uns herzlich begrüßt. Er hatte zwar mit uns gerechnet, doch dass wir den Besuch wirklich wahr machen würden, hätte er nicht gedacht.
Umso größer war seine Freude und unsere erst, da sich nun die Übernachtungsfrage geklärt hatte. Er bot uns an, auf einer etwas entlegeneren Farm zu übernachten, einem alten Farmhaus, welches vor ca. 100 Jahren von den ersten britischen Siedlern dort erbaut wurde. Leider haben wir im Dunklen nur die Konturen erkannt, aber noch den Gaucho Nino kennengelernt, der dort ohne Elektrizität und den ganzen Schnickschnack lebt! Mit einer Kerze in der Hand hat er uns auf der Veranda stehend begrüßt und die bellenden Hunde haben ihr Übriges zur romantischen Idylle beigetragen.
Die Idylle, für uns „Tagesbesucher“ währte auch noch am nächsten Morgen, nachdem wir uns das Haus und die Gegend erstmal genauer bei Tageslicht anschauen konnten. Auf dem Dach des Hauses befanden sich sogar zwei Schießluken, von denen aus sich die Bewohner gegen die Eingeborenen verteidigt haben.
Der Tag begann früh und so holte uns Matias um 7.00 Uhr zu einem „Tag im Leben eines argentinischen Farmers“ ab. Er wollte als erstes Gras und Rinder auf eben dieser Farm kontrollieren und ist mit uns zusammen querfeldein und kreuz und quer auf den endlosen Wiesen und Feldern herumgekurvt. Klar haben wir die Qualität des Grases nicht beurteilen können, doch nach vielen Erklärungen durch Matias und vielen gesichteten Rindern konnten wir auch beurteilen, welche für den Export geeignet waren oder nicht… Nein natürlich nicht, aber es war alles super interessant und informativ. Ob zu Land oder Leuten oder Tieren, denn er hat sich auch noch die Zeit genommen, uns Carpinchos zu zeigen, die auf seinem Grund leben.
Zumal Matias nicht nur eine Farm besitzt, sondern mit seinem Vater zusammen insgesamt 5 Farmen bewirtschaftet, deren gesamte Fläche über unsere mitteleuropäische Vorstellungskraft hinausgeht! Auch die Anzahl der Tiere ist eine ganz andere und so sprach Matias von 6000 Rindern, 150 Pferden, Schafen, Hühnern und Hunden und zusätzlich noch von Getreideanbau.
Klar, dass die Familie nicht alle Farmen, die weit auseinander liegen, alleine kontrollieren und managen kann und so gibt es auf jeder Farm eine Art Verwalter, der sich um die Belange kümmert und auch die Arbeit der Gaucho´s einteilt und regelt. Und diese Arbeit wollte Matias uns auch gerne „live“ zeigen, sodass wir nach einem leckerem Mittagessen und der Siesta viele Kilometer gefahren sind, um neben dem „Nach-dem-Rechten-Sehen“ auf eine Gruppe Gauchos zu stoßen, die gerade die Rinder zusammengetrieben hatten, um sie zu zählen und zu impfen. Die meisten der Kälbchen waren in den letzten drei Wochen geboren und so war beides nötig und auch das Kastrieren der kleinen Bullen. Wie Rock so passend in einem Versprecher sagte: anstatt „egg-less“ sprach er von „bull-less“!
Bei der brütenden Hitze war es für uns schon anstrengend, den Gauchos und dem Tierarzt zu zuschauen, doch was die Männer geleistet haben war wirklich enorm. Von wegen romantisches Gaucholeben,… harte Arbeit ist das und wir haben sie echt bewundert, wie sie auf den Pferden die Rinder von weit her zusammen getrieben haben, in das Gatter geleitet haben und mit jeder Menge Körpereinsatz sortiert, geimpft, gezählt und tja, auch kastriert haben.
Schon spät geworden, wollte Matias schließlich aufbrechen und so haben wir die Rückfahrt angetreten. Als wir zurück in „unserer“ Farm waren, hat der Tachostand 370 km angezeigt und wir erfuhren von Matias, dass das nicht jeden Tag der Fall ist, aber für ihn normal sei…!
Nach diesem erlebnisreichen Tag und Abendessen bei Kerzenschein auf der Veranda sind wir glücklich und todmüde ins Bett gefallen und waren einfach nur froh über die „Bekanntschaft“ von Matias, der für uns ein Freund wurde.

2 Kommentare zu “EL MIRADOR”

  1. Simon

    Wie immer super Fotos. Gut seht ihr beiden aus. Wenn ich eure Bilder sehe werde ich mir doch mal wieder ein Steak braten. hmmmmmm

  2. Harry

    Hallo M + M ,
    starke Fotos ! Matias sieht aus wie Stefan Raab , oder ? Was ist das denn blutiges auf dem Holzpfahl ? Ist das etwa vom Kastrieren, also die kleinen P….. ? Kenn mich da nicht so aus. Bitte klärt mich auf !

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