YVONNE UND ANDI
Bald hatten wir den südlichen Teil der Carretera Austral hinter uns gebracht und übernachteten kurz vor der Hauptstadt der XI. Region, dem Städtchen Coihaique. Am Morgen sind wir dann in die Stadt gefahren, um im Supermarkt unsere Vorräte aufzufüllen, im Internet die Homepage zu aktualisieren, gemütlich einen Kaffee zu trinken, die Stadt anzuschauen und Petroleum für unseren Kocher aufzufüllen. Letzteres haben wir auch als erstes erledigt und da wir in Argentinien und Chile bis jetzt immer Petroleum, bzw. Kerosin an der Zapfsäule bei der Tankstelle bekommen, sind aus dieser 5-Minuten-Aktion zwei Tage geworden. Wie das?
An der Tankstelle wurden wir von Yvonne angesprochen, so wie uns das des öfteren passiert (woher, wie lange unterwegs, wohin, usw.), mit dem Unterschied diesmal, das Yvonne und ihr Freund Andi ebenfalls aus Deutschland kommen, seit drei Jahren aber in der Nähe von Coihiaique leben. Auch sie waren damals mit dem Auto in Südamerika auf Reisen, haben Chile kennen und lieben gelernt, sind schließlich in dieser Ecke hängen geblieben und haben sich dort ein Grundstück gekauft. Das liegt direkt an einem See, dem Lago Caro und ist nur mit dem Boot zu erreichen.Bei den Erzählungen wurden wir hellhörig und haben interessiert zugehört, bis sie uns plötzlich spontan zu sich eingeladen haben. Wir müssten nur gleich mitfahren, da der See nicht so einfach zu finden wäre und dann ja noch die Sache mit dem Boot wäre.Kurz überlegt und dann war klar, dass wir ihre Einladung gerne annehmen würden. Also haben wir uns hinter sie und ihr vollbepacktes Auto geklemmt und sind ihnen Richtung Lago Caro gefolgt. Vollgepackt war das Auto aufgrund ihres Einkaufes, den sie so circa einmal im Monat in Coihaique tätigen und sonst eigentlich nicht in die Stadt kommen. Was für ein Zufall, dass wir alle an der Tankstelle getankt hatten, wobei es bei uns nur das Kerosin war!
Die Fahrt führte uns 80km über Schotterpiste südwestlich von Coihaique in noch ursprüngliche Berg- Seen- und Flußlandschaften, deren Wälder nicht gerodet waren und wundervoll gesund aussahen. Das letzte Stück des Weges existiert laut Andi wohl erst seit ein paar Jahren und die vollkommene Erschließung des Sees hat die Regierund wieder auf Eis gelegt, sodass ab hier die Bootsfahrt anstand. Die beiden besitzen ein kleines Motorboot, in welches die Einkäufe und wir verfrachtet wurden und los ging es bei einigem Wellengang zu ihrem Grundstück. Wir konnten es immer noch nicht fassen und waren nach einer dreiviertel Stunde Bootsfahrt noch überraschter, als wir schließlich angekommen waren. Ein kleines Paradies hatten sie sich geschaffen inmitten dieser schönen Natur! Gigantisch anzusehen war auch die „Grenze“ des Grundstücks: ein großer, tosender, über mehrere Kaskaden fließender Wasserfall! Irre, so etwas auf dem eigenen Grundstück zu haben.
Nach unserem Anlegen am hauseigenem Sandstrand wurden wir auf´s herzlichste von den zwei Hunden Ibera und Lucy empfangen und nur kurz von den anderen Tieren registriert: eine Katze, 15 Hühner, 2 Hähne, 9 Schafe; die Kuh Elsa wurde vor zwei Tagen verkauft, da sie keine Milch mehr gegeben hat und die Schweine sind der Todesstrafe zum Opfer gefallen, weil sie in den frisch angelegten Kartoffelacker eingebrochen sind und nun als Schinken im Schuppen hängen!
Das ganze Ausmaß des Grundstückes lernten wir bei einem Rundgang kennen und sind über Stock und Stein querfeldein gelaufen, wobei es Andy sogar geschafft hat, sich auf seinem eigenen Grund zu verlaufen!
Sehr imponiert hat uns auch die kürzlich fertig gestellte Cabana, ein kleines, aber sehr feines und geschmackvoll eingerichtetes Ferienhaus, in welchem sie u.a. „Angelgäste“ beherbergen möchten. Ganz aufgeregt erwarten sie im Februar die ersten Gäste!
Danach waren wir ziemlich hungrig, doch das Essen musste zunächst noch aus dem See geholt werden. Genau, mit zwei Angeln ausgestattet sind wir mit dem Boot zum Fischen und waren sogar erfolgreich. Eine Forelle hat Andi, der Fliegenfischer gefangen und eine Mario, der Anfängerglückfischer. Über dem Feuer auf einem Discus, der chilenischen Grillvariante, haben wir zusammen mit Paprika und Zwiebeln den Fisch zubereitet und ergänzt durch Kartoffeln, Salat und Wein hat alles in diesem Ambiente dazu vorzüglich geschmeckt. Ein langer Abend vor dem Haus bei Kerzenschein und guten Gesprächen wurde es und irgendwann spät nachts sind wir todmüde ins Bett, bzw. auf´s Sofa gefallen.
90 cm Liegefläche für Mario und mich waren genug und wir sind frisch und munter am nächsten Morgen, geweckt durch Konstantin den Hahn, bei schönstem Sonnenschein aufgewacht. Mario hat zusammen mit den Hunden (!) die Hühner gefüttert, während wir anderen uns ums Frühstück gekümmert haben. Selbstgemachte Calafate-Marmelade mit Yvonnes selbstgebackenem Brot waren ein ganz besonderer Schmaus am Morgen und da das letzte Glas Marmelade vom letzten Jahr geöffnet wurde und zur Zeit die Calafatebeeren reif sind, war auch der erste Teil des Tages klar. Mit Schüsseln ausgestattet sind wir vier in alle Himmelsrichtungen ausgeflogen, um diese kleinen violetten Beeren von den dornigen Büschen zu pflücken.
Eine patagonische Weisheit besagt, dass derjenige, der von den Beeren nascht, immer wieder nach Patagonien zurückkehren wird! Was haben wir genascht, damit diese Weisheit für uns nicht nur ein Märchen bleibt!
Um auch das Abendessen dieses Tages zu sichern, sind Mario und ich diesmal vom Ufer aus losgezogen, um einen Fisch zu angeln. Ich habe mich schön in die Sonne gesetzt, während Mario ein paar Mal die Angel ausgeworfen hat. Und was hat er am Haken? Einen Baumstamm, der ungefähr vier Meter vom Ufer entfernt im Wasser lag. Na toll, um den Haken zu retten, blieb ihm nicht anderes übrig als in den kalten, von Gletscherwasser gespeisten See zu waten und den Haken zu lösen. Nur Hose ausziehen war nicht genug, doch dass der Wasserspiegel höher als die Unterhose war, hat er erst im Wasser gemerkt, als es zu spät war. Ich habe mich kaputt gelacht und mich doch erbarmt, trockene Klamotten aus dem Haus zu holen. Einen richtigen Angler verschreckt dieser Zwischenfall natürlich nicht und weiter ging es- leider ohne Erfolg, aber mit Lerneffekt. Bei jedem Festhaken hat er sich komplett ausgezogen, um ins Wasser zu gehen!
So ging auch der zweite Tag am Lago Caro herum und irgendwie hat niemand die Rückfahrt angesprochen, da wir uns so wohl gefühlt haben bei den beiden. Schließlich hat der Wind den Zeitpunkt bestimmt und am Abend bei Windstille und weniger Wellengang hat uns Andi mit dem Boot zurück zum Ausgangspunkt und zum „G“ gebracht.
So schwer der Abschied gefallen ist, umso dankbarer sind wir für den „Zufall“ und die tolle Zeit bei lieben Leuten, die unsere Freunde geworden sind!
am 31. Januar 2007 um 13:55 Uhr.
Hey Guys!
very nice photos! Again Mario U are better than me! I didn’t find the taffel mit Carretera Austral 🙂
I am in Cordoba! U know why 🙂
Have fun. See U soon.
Rock.