„HINTEN HERUM…“
Machu Picchu –das ist wohl das Schlagwort jeder Peru-Reise, sogar jeder Südamerika-Reise. Wir hatten darüber gelesen, einiges aufgeschnappt und uns letztendlich in Cusco über die Möglichkeiten der Wege dorthin informiert. Denn sehen wollten wir es und da konnten uns auch die mehr als übertriebenen Preise nicht davon abhalten. (Wobei das Teuerste die Zugfahrkarte ist und man pro Person ca. 60 Euro für die Fahrt von Cusco nach Aguas Calientes bezahlt.) Und es gibt tatsächlich eine „günstige“ Variante, wenn man „hinten herum“ fährt und vom Eintrittsgeld mal absieht.
Von Helmi und Gonna haben wir uns in Cusco verabschiedet und sind Richtung Urubamba und Ollanta gestartet. Diese Orte liegen nordwestlich von Cusco und weiter in den Norden, bzw. in die Bergwelt ging es auch im folgenden, als wir den 4320 m hohen Paso Abra Malaga überquerten. Wir haben quasi das Pferd von hinten aufgezäumt und zunächst einen Bogen um die alte Inkastadt gezogen. Am Pass hatten wir ziemlich viel Glück, da wir nicht in die, aufgrund einer Riesenbaustelle, drei bis fünf -stündige Sperre geraten sind. Mit nur kleinen Unterbrechungen konnten wir die Fahrt durch teils matschige, teils über bereits gut ausgebaute Piste fortsetzen und kamen hierbei durch einige kleine Bergdörfer hindurch.
Nach einem dieser Orte war dann aber auch für uns Schluss: ein LKW saß in einer Furt fest, die zwar betoniert war, aber aufgrund der starken Regenfälle über und über mit Geröll zugeschüttet war. Die Steine wurden von der Kraft des Wassers gegen die Räder des LKW’s geschleudert, sodass dieser wie einzementiert festsaß und das Ausgraben eine enorme Arbeit für die Männer darstellte. Nach zwei Bussen, mehreren Taxis und einem LKW waren wir die nächsten von unserer Seite der Furt und hatten keine Chance an diesen Fahrzeugen vorbei zu kommen, da wir komplett zugeparkt waren. Und wie sollten wir der aufgebrachten Menge erklären, dass sie uns doch bitte auf der engen Piste frei rangieren sollten?!
Also warteten wir wie die vielen anderen Fahrgäste der Busse und Taxis und harrten der Dinge, die da passieren würden. Nach zwei Stunden war es dann soweit, die Räder waren fast alle freigeschaufelt, der LKW mit Abschleppseilen mit zwei weitere LKW’s verbunden und sie haben es geschafft, ihn aus der misslichen Lage zu bringen. Ein Aufatmen ging durch die Menge und die Verkäufer von Getränken, Süßigkeiten und Herzhaften, die schnell aus den Orten herbeigeeilt kamen, waren wohl die einzigen, die sich nicht gefreut haben.
Doch wir anderen haben uns alle etwas zu früh gefreut. Zwei Allradautos haben es ohne Probleme über das Geröll geschafft –hätten wir doch nur vorne gestanden-, sogar ein Taxi haben sie mehr oder weniger hinüber getragen und dann wollte es der vorne stehende Bus wissen. Und klar, er hat es nicht geschafft, was für uns zwei weitere Stunden Warterei bedeutet hat. Mario und Kai haben sich am Schieben beteiligt, doch da war nichts zu machen. Der Bus saß hinten auf den Steinen auf und hat sich keinen Millimeter mehr gerührt. Kurz bevor es dunkel wurde, konnten wir mit Hilfe eines der Busfahrer bewirken, dass hin und her rangiert wurde und wir an die Furt heran fahren konnten. Mit Untersetzung und Sperren zur Sicherheit (wir wollten um Himmels willen keinen Unmut auf uns ziehen, wie etwa der Taxifahrer, den sie hinübergetragen haben) haben wir das Geröllfeld samt Fluss ohne Probleme passiert und konnten nun im dunkeln die Fahrt bis in den nächsten Ort fortsetzen. Dieser war Santa Maria und während Mario und ich im Auto vor der Polizeistation geschlafen haben, hat sich Kai für umgerechnet 1,50 Euro ein Zimmer in einem Hostal genommen.
Am nächsten Morgen wurden wir mit einem freundlichem „Buenos Dias, Gringos“ begrüßt und das ganze Dorf hat sich wohl sehr über unser Gefährt gewundert. Ein Auto mit Zelt, wo gibt’s denn so was?!
Nach dem Frühstück in gleichem Restaurant wie am Abend haben wir die weitere Strecke in Angriff genommen und sind durch wunderschöne Landschaft vorbei an Bananen- und Kaffeefeldern, durch kleine Flüsse, über eine einsame Piste schließlich nach Santa Teresa gekommen.
Und dort sollte es eine Überraschung für uns geben. Einen Tag zuvor hatten sie dort die seit Jahren umstrittene Brücke über den Rio Urubama eröffnet und wir können annehmen, dass wir an diesem Tag das erste ausländische Fahrzeug waren, dass sie genutzt hat. So sparten wir uns drei Stunden Wanderung und konnten fast bis zur Zugstation in Hydro Electrica mit dem eigenen Auto fahren. Allerdings ließen sie uns dort aufgrund Privatgrundes nicht mehr weiterfahren, aber selbst das hat sich im Nachhinein auch als gar nicht nötig heraus gestellt. Denn wir haben bei Mario Lizarraga Valencia, der kurz vor der Kontrollstation wohnt einen super Stellplatz bei ihm auf dem Hof gefunden und konnten ohne Angst um den „G“ losmarschieren.
Bis Aguas Calientes sind wir ungefähr zwei Stunden gewandert, wobei der Weg auf den Bahnschienen verläuft und sie dort keine genormten Abstände der Bahnschwellen haben. So viel zu einem harmonischen, flüssigen Gangbild!
Kurz vor dem Ort, der nur mit dem Zug zu erreichen ist und der scheinbar nur für Machu Picchu-Touristen zu bestehen scheint, trauten wir uns doch einmal, die Augen von den Bahnschwellen zu trennen und sahen weit oben auf dem Berg bereits einige Terrassenanlagen der Inkastadt. Wahnsinn, welch eine Belohnung für den nervigen, unrhythmischen Weg.
Eine Unterkunft im Ort war schnell gefunden und um sie an dieser Stelle nicht weiter zu empfehlen, nennen wir sie einfach nur Schimmelloch. In dieses sind wir nach dem Essen am Abend so spät wie möglich zurückgekehrt, aber früh genug, um gegen 5.00 Uhr wach zu sein und es so schnell wie möglich wieder verlassen zu können. Der frühe Start hatte jedoch einen anderen Grund, denn wir wollten so früh wie möglich auf dem Berg sein. Somit sind wir im Dunkeln losgestapft und haben in 1 ½ Stunden die vielen steilen Treppenstufen von Aguas Calientes bis hoch zu Machu Picchu bezwungen. Und mussten merken, dass wir überhaupt nichts mehr gewöhnt sind- oder war es die Höhe?!
Egal, denn der Ausblick, als wir auch noch quasi an der gut erhaltenen Ruinenstadt vorbei auf den Montana Machu Picchu gestiegen sind, war gigantisch und hat uns den Zauber der Stätte spüren lassen. Passend zur Stimmung und zu dem Bild zogen dazu auch noch vom Tal die Wolken auf, hüllten die Anlage in Nebel und gaben alles nach einigen Minuten wieder frei, sodass die Sonne und der blaue Himmel das Bild vervollständigen konnten. Und wir auf das schönste und rätselhafteste Zeugnis der Inkazeit blicken konnten!
An drei Seiten ist die Stadt von schroffen und steilen Felsen umgeben und tief unten im Tal fließt der wilde Rio Urubamba. Warum, wieso, weshalb und wozu die Stadt existiert hat, ist den Forschern und Archäologen nie ganz klar geworden und die unterschiedlichsten Theorien finden ihren Ansatz: Sommerresidenz der Inkaherrscher, Fluchtburg der Sonnenjungfrauen, Stadt der Magier, eine Festung?! Klar ist, dass die Stadt autark war und die Bevölkerung sich durch die hängenden Gärten (Terrassenanlagen) selbst versorgen konnte. Aber deswegen lag Machu Picchu keinesfalls isoliert, denn alle Inkawege verliefen sternförmig auf die Stadt zu. Da die Stätte voll von Symbolen der Inkareligion ist, geht man von einem Bezugszentrum einer heiligen oder religiösen Geographie („Heiliges Tal“, „ Heilige Berggipfel“) aus.
Beim Rundgang durch die Stadt konnten wir uns ein Bild der intelligenten Architektur, Stadtplanung und Bauweise machen und waren sehr beeindruckt und froh, dies in den Morgenstunden und ohne viele andere Besucher erleben zu können. Für den Rückweg wählten wir den Bus hinunter nach Aguas Calientes und den Zug nach Hydro Electrica, da wir am selben Tag gerne noch ein gutes Stück Richtung Cusco zurücklegen wollten.
Das hat auch alles ohne Probleme geklappt und Kai kann mit seiner reduzierten Studenteneintrittskarte sicherlich behaupten, dass er einer derjenigen ist, die am günstigsten Machu Picchu besichtigt haben (15 Euro)! Mario und ich aber auch!
am 5. April 2007 um 13:55 Uhr.
Hallo, ihr 3!
Toll, was ihr wieder alles elebt habt. Das sind ja wirklich beeindruckenden Kulturdenkmäler, die ihr euch anschauen konntet. Die Bauweise ist ja noch etwas genialer als euer “G”, oder? Ich finde es toll, wo der sich wieder durchgewühlt hat.
Wir wünschen euch ein frohes Osterfest un d grüßen euch herzlich aus dem sonnigen Nordhessen,
Jürgen und Ursel mit Sippe