HONDURAS

Im Verlauf der Abwicklung der Honduras-Grenzformalitäten stellten wir fest, dass alle zuvor passierten Grenzen ein „Kinderspiel“ waren. Auch hier, an der Grenze zu Honduras, waren wir uns sicher, dass wir es alleine schaffen würden und verneinten die Hilfe eines Jungen, der uns durch die verschiedenen Stationen schleusen wollte. Und es war zu schaffen, auch wenn man von „Schalter A“ in die „Hütte B“ geschickt wurde, „Haus C“ lange suchen musste, hier und da bezahlen musste, die „Baracke XY“ erst gar nicht fand und die Bank auch nur noch 10 Minuten geöffnet hatte… Ein Wirrwarr sondergleichen!

Aber wie gesagt, es war zu schaffen, auch wenn das der Junge nicht einsehen wollte und uns ständig vor den Füßen herumlief. Sein Herumlaufen wollte er schließlich bezahlt wissen und forderte unverschämte 15 Dollar für seine Dienste, die gar keine waren. (Unverschämt auch deshalb, da der Tageslohn eines Arbeiters in Honduras im Durchschnitt bei 6 Dollar liegt, wie wir später erfuhren.) Dabei stieß er bei uns natürlich auf taube Ohren. Schlagartig änderte sich seine Taktik und aus der zuvor gespielten Freundlichkeit wurde Boshaftigkeit, die damit endete, dass er uns heimlich ein Nagelbrett hinter das Hinterrad legte!

Zum Glück hatte uns zuvor schon ein ungutes Gefühl beschlichen und einer von uns hatte immer ein waches Auge auf den „G“, während der andere die Wege erledigte. Und so ertappte ich den Jungen auf frischer Tat und wurde so böse, wie noch nie. Und dass ich auf Spanisch so gut schimpfen und fluchen konnte, hätte ich erst recht nicht gedacht! Der Junge flüchtete und der daneben stehenden Polizei war das Ganze ziemlich egal. Nur der Mensch vom Zoll entschuldigte sich bei uns und drei LKW-Fahrer, die uns beobachteten, applaudierten uns anerkennend. Und empfahlen uns, doch lieber nach Costa Rica zu fahren! Na toll.

Willkommen in Honduras!!! Aber der Fehler eines Einzelnen lässt natürlich nicht das ganze Land im Negativen stehen und wir wurden auch schon bald von der Freundlichkeit der Bewohner Honduras überzeugt! So zum Beispiel, als wir an einer Zigarrenfabrik vorbei fuhren, nach einer Besuchsmöglichkeit fragten und wenig später im Fabrikgelände standen. Pablo, der eigentlich für den Versand zuständig ist, nahm sich viel Zeit für eine Führung und erklärte uns jeden Schritt der Entstehung einer Zigarre. Seine Entschuldigung, dass samstags niemand in der Produktion arbeitete nahmen wir mit einem heimlichen Schmunzeln zur Kenntnis. Denn wie so oft war es wieder einmal ein Samstag, an dem wir zu einer Besichtigung an Ort und Stelle waren und entweder vor verschlossener Tür oder halber Besetzung standen. Aber das konnte Pablo ja nicht wissen.

Uns führte der Weg weiter nach Tegucigalpa. Tegu- was? Wir wussten es bis vor kurzem auch nicht, aber es ist die von Fichtenwäldern umgebene Hauptstadt des Landes. Auch wenn der Reiseführer von einer schönen Stadt berichtet, hatten wir keine Lust darauf und waren froh, sie schnell und zügig umfahren zu können.

Auf der Weiterfahrt fielen uns immer wieder die vielen Feuerherde auf, die mal in der Ferne und mal in der Nähe zu sehen waren. Mal brannte eine größere Fläche, mal eine Kleinere, aber immer ohne eine Person dabei, die das überwachte. An sich waren die Feuerstellen in ganz Südamerika nichts Ungewöhnliches gewesen und wir hatten uns an den Anblick des „Müllverbrennens“ am Straßenrand fast schon gewöhnt, aber hier schien alles sehr unkontrolliert. Überall brannte, rauchte und qualmte es; und das bei der Trockenheit im ganzen Land.

An einer Tankstelle erkundigten wir uns nach dem Weg „quer durch“ nach Gracias und wurden auf eine schlechte Straße aufmerksam gemacht. Trotzdem wollten wir es versuchen, da uns der Weg „mittendurch“ einige Kilometer zu unserem Ziel Copan sparen würde. Und so waren wir überrascht, dass die Straße lange asphaltiert war und wir zwei Stunden später in einem Ort namens Marcala ankamen. Dort konnten wir für ein paar Lempiras, der Währung Honduras, im Hof einer Hospedaje stehen und uns auf das „Samstagabend-Geschehen“ im Ort einlassen. Nachtleben wäre zu viel gesagt!

Die Weiterfahrt brachte am nächsten Morgen die Ernüchterung und wir standen plötzlich vor einer Straßensperre: kein Durchkommen. So versicherte uns der Wachmann und sprach von einer riesigen Baustelle. Auch sonntags? Ja, auch am Sonntag. Schade, denn so konnten wir uns nicht durchschlängeln und mussten die gesamte Strecke zurück zur Hauptstraße plus die zusätzlichen Kilometer zu unserem Ziel fahren. Dem nicht genug, gab es auf der großen Straße dann auch noch eine Umleitung, die uns direkt in die zweitgrößte Stadt des Landes führte, uns dort der Weg nicht schlüssig war, wir falsch abgebogen sind, die Polizei das beobachtet und Marios Führerschein einkassiert hat. Spitze! Gegen Zahlung von umgerechnet 40 Euro könnten wir uns diesen am nächsten Tag beim Polizeiamt abholen. Aber das „Glück der nichts wissenden“ Ausländer (klar wussten wir, wie der Hase hier läuft) war auf unserer Seite und nach einer halben Stunde Überzeugungsarbeit ließen sie uns mit Führerschein wieder ziehen…

Auf weitere aufregende Situationen legten wir keinen gesteigerten Wert und suchten uns kurz vor Copan ein Quartier für die Nacht. Das war relativ schnell gefunden und beim „Balneario“ (Bezeichnung für ein Ausflugsziel mit Schwimmbad mit vielen Picknickmöglichkeiten) von Carlo durften wir stehen und schlafen. Außer, dass ein riesiges Feuer am gegenüberliegenden Berg brannte, war alles in Ordnung!

Kurz vor dem klassischen Maya-Land Guatemala befand sich dann noch in Honduras unser nächstes Ziel, die Maya-Ruinen von Copan, die südlichste Mayastätte in Zentralamerika. Wir nutzten den Vormittag zur Besichtigung und durchstreiften das große Gelände mit seinen Pyramiden, Tempeln, Palästen und Ballsportplätzen. Wir bestaunten die Baukunst, die vielen in Stein gearbeiteten Figuren und Inschriften und erhielten einen kleinen Eindruck von der hoch entwickelten Kultur der Mayas.

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Ein Kommentar zu “HONDURAS”

  1. Christoph

    Uiuiui, Martina in Rage. Da möchte ich nicht der kleine Bengel gewesen sein der da herhalten musste. Ich hoffe du hast ihm eine ordentliche Abreibung verpasst. Der hatts verdient. Bin echt immer wieder erstaunt wie ihr euch an den Grenzen so “durchschlagt”. Hut ab.
    Übrigends, schöne kurze Hose hast du da an, Mario 😉

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