EINE (SCHEINBAR) ANDERE WELT
Im Norden der Baja California hat uns nichts mehr lange aufgehalten und wir haben überlegt, welchen Grenzübergang wir in die Vereinigten Staaten von Amerika wählen sollten. Den „Großen“ in Tijuana, bei dem wir uns eine Versicherung für unser Auto auf US-Seite versprachen oder einen Kleineren im Landesinneren, wo es nicht so hektisch und durcheinander ablaufen würde?! Wir haben Radfahrer getroffen, die den 100 Kilometer langen Umweg durch die Berge auf sich genommen haben, nur um nicht in die Abwicklung der riesigen Grenze zu gelangen.
Letztendlich wollten wir es wissen und standen schon bald darauf in Tijuana im Stau vor der „großen“ Grenze nach San Diego. Noch auf mexikanischer Seite warteten wir in Begleitung mehrerer Kalifornier, Mexikaner und zahlreichen Getränke-, Essen- und Souvenirverkäufern fast zwei Stunden lang, um schließlich an Schalter Nummer 19 von 24 Grenz-Autoschaltern abgefertigt zu werden. Ups, das war dann schon die Grenze der USA und irgendwie hatten wir die von Mexiko verpasst. Nun sind wir also nicht offiziell ausgereist und verspürten aber auch nicht das Bedürfnis, dies nachzuholen.
Der Beamte verwies uns an die Einreisebehörde 30 Meter weiter und dort erhielten wir die Einreisegenehmigung in die USA für 90 Tage. Ich darf sogar 91 Tage bleiben, mit einfachster Mathematik hatte es mein zuständiger Beamter scheinbar nicht so! Mit Fingerabdruck, Foto und einigen Fragen (warum und weshalb wir ins Land wollen) sind wir nun im großen Register vermerkt und durften losfahren. Um unser Auto hat sich niemand gekümmert, keine Kontrolle und nichts dergleichen und selbst bei unserer Nachfrage nach dem Zoll gaben sie sich ratlos. Den haben wir nach einiger Sucherei in 10 Kilometer Entfernung gefunden und die Angelegenheit dort geklärt. Mit der Versicherung haben wir uns vertan, da die Büros lediglich für Mexiko Versicherungen angeboten haben. Also für die falsche Reiseroute. Wir haben dann doch über Europa versichert.
USA- ein weiteres Etappenziel unserer Reise ist erreicht und eine scheinbar andere Welt erwartete uns bereits auf dem Freeway, keine drei Minuten nach der Einreise in Richtung San Diego. Vier Spuren in jede Richtung, kein Dreck, kein Müll, viele Hinweisschilder, begrünte Randstreifen, Einkaufszentren an den Abfahrten,…wow! Und in den bewohnten Gebieten erst: korrekt geschnittener Rasen, Ordnung, Sauberkeit und tolle Häuser, aber auch kein Mensch auf der Straße! In Südamerika hatte sich das Leben auf der Straße abgespielt und man sah überall Kinder, Frauen und Männer. Hier hingegen sieht man die Leute fast nur im Auto! So jedenfalls unser erster Eindruck.
Von San Diego aus sind wir zum „Torrey Pines State Beach“ gefahren, einem wunderschönen Strand und haben das kalifornische Strandleben beobachten können. Die Surfer tummelten sich dort im Wasser und warteten auf die beste Welle, Familien lagen unterm Sonnenschirm oder bauten die größten Sandburgen und die Lifeguards führten allerhand Rettungsübungen als Trainingsmaßnahmen durch. Wir haben den langen Strand für einen Spaziergang genutzt, bis wir weiter in Richtung Los Angeles aufgebrochen sind.
Über Internet und Email-Umwege hatten wir eine nette Einladung von Karl und Patricia erhalten, die vor Jahren aus Deutschland ausgewandert sind und nun in einem Vorort von L.A. wohnen. Und „G“ fahren! Die beiden sind durch einen Freund auf unsere Homepage und Reise aufmerksam gemacht wurden und haben uns spontan eingeladen. Das konnten und wollten wir nicht ausschlagen und haben uns total gefreut, als wir wenig später vor ihrer Haustür standen und herzlich begrüßt wurden. Kurz darauf wurden wir im Gästezimmer einquartiert, haben ein leckeres Essen serviert bekommen, die beiden und die vielen Tiere (Papageien und Hund) kennen gelernt und uns gut unterhalten. So auch an den folgenden Tagen…
Denn es wurden viele Tage in L.A.! Einerseits, weil es uns sehr gut gefallen hat, aber andererseits auch, weil der „G“ Probleme macht. Die Anfahrschwäche begleitet uns schon wieder seit einiger Zeit und dazu kommt aktuell, dass das Auto schlecht anspringt. Jede Kreuzung ist ein Abenteuer und an der Ampel hoffen wir, dass eine Grünphase ausreicht!
Mario hat mit Karls Hilfe allerhand Probieren, Testen und Ausschließen können und wir hatten den „G“ auch noch in einer Werkstatt, die die richtige Idee leider nicht beitragen konnte. Bei Mercedes konnten sie uns ebenfalls nicht weiterhelfen und standen ratlos vorm Diagnosegerät. Irgendwie sind wir mit unserem Problem im Land der Benzinmotoren und in der Stadt der schicken, teuren und neuen Autos (was dort allein an neuen Mercedes und sonstigen 5-Liter-Hubraum-aufwärts-Autos herumfährt ist unglaublich) fehl am Platz!
Nichts desto trotz ließen wir uns die Stimmung nicht vermiesen und haben L.A. zum Sightseeing genutzt; quasi standesgemäß mit Karls „G“, den er uns netterweise zur Verfügung gestellt hat. Hollywood mit dem „Walk of Fame“, Sunset Boulevard, Melrose Avenue und Beverly Hills waren an einem Tag unsere Ziele und an einem anderen Tag ging es mit Karl zum Blaubeerpflücken und Wege erledigen.
Da Mario eine Erkältung erwischt hatte (die Erste seit 9 Monaten!), haben wir einen „Frauentag“ eingelegt. Zusammen mit Patricia und River, der Hündin (!) sind wir in den Hügeln von Malibu spazieren gegangen und haben beim Paparazzi-Spielen einen Blick auf Steven Spielbergs Haus werfen können. Dass wir dazu auf dem Hosenboden irgendwelche Hänge herunter gerutscht sind, darf man ja niemandem erzählen…
Am Sonntag dann, Mario ging es immer noch nicht besser und er hat mit Karl das Haus gehütet, hat Patricia mir ein wunderbares L.A.-Programm geboten: Flanieren am Ocean Front Walk in Venice Beach, Farmermarket in Westside L.A., Lunch in einem netten Restaurant im Fisherman`s Village mit Blick auf Marino del Rey (Yachthafen), Strandwanderung in Malibu und als krönenden Abschluss das Beobachten wilder Papageien inmitten eines Wohngebietes.
Die Tage vergingen viel zu schnell und wir haben uns bei den beiden und mit den beiden sehr wohl gefühlt. Klar, im Hinterkopf war das Problem des „G´s“, aber sie verstanden uns abzulenken, uns eine tolle und unvergessliche „Station“ auf unserer Reise zu geben und vor allem auch zu helfen. Vielen lieben Dank noch einmal auf diesem Wege für alles! Doch bald waren die Möglichkeiten ausgeschöpft und wir wollten eine weitere Hilfe annehmen. Von besagtem Freund der beiden, der in San Francisco wohnt. Dieser hatte uns schon zuvor eingeladen und dass wir nun mit großem Problem kommen würden, hat ihn nicht abgeschreckt, erst recht noch einmal die Einladung auszusprechen. Also auf nach San Francisco!