„WASHOUT“
„Derumbes“ auf spanisch, „Washout“ auf englisch und „Straßenverschüttung“ auf deutsch! Und wir mittendrin… Die südamerikanische Variante hatten wir ja schon in Peru und Bolivien kennen gelernt und so manche Stunde wartend davor verbracht.
Dass wir nun auch die kanadische Version kennen lernen sollten, merkten wir an einer Straßensperrung in der Mitte des „Cassiar Highways“ (#37) zwischen Tatoga und Dease Lake. Als wir zu der Stelle kamen und stoppten, war der „Washout“ ungefähr zwei Stunden vorher passiert und es wusste noch niemand so recht, was gemacht werden sollte. Auf jeden Fall erst einmal Straßensperrung! Nachdem sich eine Stunde lang nichts tat und die „Flagg-Girls“ angewiesen waren, niemanden mehr durch zu lassen, marschierten wir zu der Stelle des „Washouts“ und sahen, dass die halbe Straße weggerutscht war und im See lag. Die andere Hälfte der Fahrbahn war zwar noch vorhanden, wurde jedoch laut „Offiziellen“ von Wasseradern unter der Erde unterspült, sodass der gesamte Hang keinen Halt mehr haben würde. Die Stelle sei außerdem schon zig Mal geflickt worden, doch aus Mangel an Geldern sei nie eine gescheite Lösung errichtet worden.
Plötzlich kamen doch ein paar Autos angefahren. Es waren unsere „Leidensgenossen“ von vor der Sperre und teilten uns mit, dass sie die Fahrerlaubnis erhalten hätten. Muss wohl ein Missverständnis gewesen sein, denn als wir nach einem Sprint zurück am „G“ starten wollten, wurde der Typ, der sie durchgelassen hatte, bereits von Chef zurecht gewiesen. Also keine weiteren Durchfahrten! Wie blöd: zur falschen Minute am falschen Ort.
Die Meinungen gingen auseinander, wie lange die Sperrung anhalten würde, doch einig war man sich, dass unter vier Tagen da nichts zu machen sei. Vier Tage?!? Man empfahl uns, den anderen Weg über Prince George zu nehmen. Doch der andere Weg war für unsere europäischen Distanzen alles andere als eine direkte Umleitung. Man stelle sich vor, man möchte von Kassel nach Berlin fahren, doch der Weg ist gesperrt. Es gibt keinerlei andere Straßen (keine Forstwege oder ähnliches) und man muss zunächst nach Paris fahren, von dort nach Venedig, um dann erst zum Zielort Berlin gelangen zu können: 2200km Umleitung!!!
Inzwischen war es schon spät geworden und mit Sarah und Peter, einem Paar aus Südtirol, die nun ebenfalls festsaßen, entschieden wir den nächsten Morgen abzuwarten, wenn angekündigter Ingenieur kommen und die Lage beurteilen würde.
Am nächsten Morgen gab es nichts Neues und wir beschlossen, weiterhin zu warten. Und wenn es vier Tage bis zum Durchlass dauern sollte, auf weitere 2000 km Extrafahrt hatten wir keine Lust. Der Ingenieur ließ auf sich warten und wurde erst gegen späten Nachmittag eingeflogen. Was genau bei der Ortsbegehung herausgekommen ist, wissen wir nicht, doch plötzlich hieß es, dass die Autos, die direkt festsaßen, durchgelassen werden. Aber nur die „leichten“ und nicht die riesigen Motorhomes. Wir standen als drittes in der Reihe und ein Auto nach dem anderen durfte über die halbe Fahrbahn der Unglücksstelle fahren. Nach jedem Auto wurden die Risse im Asphalt kontrolliert und gemessen und wenn keine Veränderung vorlag, durfte das nächste Fahrzeug erst fahren. Welch ein Nervenkitzel! Doch bald waren wir auf der anderen Seite und haben uns wie die Kinder gefreut! Den letzten 300 Kilometern bis zum „Alaska Highway“ (#1) stand nun nichts mehr im Weg.