ALASKA HIGHWAY

martinamario am 8. August 2007 um 19:00


Da die kanadische Verkehrsbehörde die Straßensperrung wegen des „Washouts“ bereits ab der Kreuzung „Cassiar Highway/ Alaska Highway“ vorgenommen hatte, hatten wir die Straße in den wenig besiedelten Norden fast für uns alleine. Einige wenige Fahrzeuge wagten es trotzdem und waren für unsere Auskunft und Erklärung der Lage dankbar.
Der „Cassiar Highway“ führte uns weiter durch eine wunderschöne Landschaft und wir waren doppelt so froh, dass wir erstens den Umweg nicht fahren mussten und zweitens dies nicht hätten sehen können. Nach 300 km erreichten wir die Kreuzung zum „Alaska Highway“, der 2230 km langen Verbindungsroute zwischen Dawson Creek in British Columbia und Delta Junction in Alaska. Als Nachschubstraße sollte der Highway den US-Staat im hohen Norden gegen eine damals befürchtete japanische Invasion sichern helfen und wurde 1942 in einer Rekordzeit von US-Soldaten gebaut. Zuvor war das abgeschiedene Alaska nur auf dem Seeweg oder mittels langer entbehrungsreicher Fußmärsche zu erreichen.
Auch wenn es Aufkleber mit dem Spruch: „I survived the ALCAN“ (ALaska-CAN Highway) gibt, so stellt die Straße heutzutage gar keine Herausforderung mehr an Fahrzeug oder Mensch dar. Auf der Superstraße konnten wir, nun bereits im kanadischen Staat Yukon, gemütlich über Whitehorse in Richtung US-Grenze fahren und wurden nur hin und wieder von großen Motorhomes überholt. Auf diese scheint auch die ganze Infrastruktur der Strecke ausgerichtet zu sein. An jeder Versorgungsstation ist ein „RV-Platz“ (Recreationvehicle) und die großen Fahrzeuge stehen in Reih und Glied auf einem Schotterplatz dicht zusammen. Da wir gegen die Riesen mit unserem „G“ wie Zwerge aussehen, wollen wir es auf einen direkten Größenvergleich gar nicht erst ankommen lassen und bevorzugen sowieso die schönen „freien“ Plätze zum Übernachten am Fluss, See oder einfach irgendwo im Wald. Von den Kosten solcher Plätze mal ganz zu schweigen!
Mit herrlicher Aussicht auf den Kluane Nationalpark und dessen Berge im Südosten erreichten wir bald die US-Grenze und konnten ohne Probleme das Ziel unserer Reise betreten: Alaska!!! Wir haben es tatsächlich geschafft und haben nach mehr als 40.000 Kilometern durch 16 Länder die Route von Feuerland nach Alaska bewältigt. Ein tolles Gefühl.
Kaum waren wir über die Grenze, schlug das Wetter um, Wolken zogen auf und es kam die ein oder andere Regenschauer vom Himmel. Vorbei mit den tollen Ausblicken auf die Berge und Gletscher und vorbei mit den kleinen Spaziergängen, die uns zwischendurch immer mal wieder als „Bewegungspause“ dienen. Vielleicht sind wir wettermäßig zu verwöhnt, doch wir hatten gar keine Lust auszusteigen und beschlossen, direkt nach Anchorage zu fahren.
Die 260.000 Einwohner zählende Stadt stellt 40% der Gesamtbevölkerung Alaskas und ist das wirtschaftliche Zentrum im hohen Norden. Wir haben Einkäufe erledigt, uns Downtown angesehen, wo ein Souvenirladen neben dem anderen liegt und schließlich viel Zeit am Lake Hood verbracht und die dort startenden und landenden Wasserflugzeuge beobachtet.
Es war Marios Geburtstag und wie der Zufall es wollte, war auch Rock, der slowenische Motorradfahrer, den wir in Argentinien kennen gelernt und in Bolivien wieder getroffen hatten, ebenfalls am Ziel seiner Reise angekommen und befand sich zu gleicher Zeit in Anchorage. Klar, dass wir mit ihm abends zusammen gefeiert haben und unsere Reisegeschichten ausgetauscht haben.

„WASHOUT“

martinamario am 7. August 2007 um 01:36

„Derumbes“ auf spanisch, „Washout“ auf englisch und „Straßenverschüttung“ auf deutsch! Und wir mittendrin… Die südamerikanische Variante hatten wir ja schon in Peru und Bolivien kennen gelernt und so manche Stunde wartend davor verbracht.
Dass wir nun auch die kanadische Version kennen lernen sollten, merkten wir an einer Straßensperrung in der Mitte des „Cassiar Highways“ (#37) zwischen Tatoga und Dease Lake. Als wir zu der Stelle kamen und stoppten, war der „Washout“ ungefähr zwei Stunden vorher passiert und es wusste noch niemand so recht, was gemacht werden sollte. Auf jeden Fall erst einmal Straßensperrung! Nachdem sich eine Stunde lang nichts tat und die „Flagg-Girls“ angewiesen waren, niemanden mehr durch zu lassen, marschierten wir zu der Stelle des „Washouts“ und sahen, dass die halbe Straße weggerutscht war und im See lag. Die andere Hälfte der Fahrbahn war zwar noch vorhanden, wurde jedoch laut „Offiziellen“ von Wasseradern unter der Erde unterspült, sodass der gesamte Hang keinen Halt mehr haben würde. Die Stelle sei außerdem schon zig Mal geflickt worden, doch aus Mangel an Geldern sei nie eine gescheite Lösung errichtet worden.
Plötzlich kamen doch ein paar Autos angefahren. Es waren unsere „Leidensgenossen“ von vor der Sperre und teilten uns mit, dass sie die Fahrerlaubnis erhalten hätten. Muss wohl ein Missverständnis gewesen sein, denn als wir nach einem Sprint zurück am „G“ starten wollten, wurde der Typ, der sie durchgelassen hatte, bereits von Chef zurecht gewiesen. Also keine weiteren Durchfahrten! Wie blöd: zur falschen Minute am falschen Ort.
Die Meinungen gingen auseinander, wie lange die Sperrung anhalten würde, doch einig war man sich, dass unter vier Tagen da nichts zu machen sei. Vier Tage?!? Man empfahl uns, den anderen Weg über Prince George zu nehmen. Doch der andere Weg war für unsere europäischen Distanzen alles andere als eine direkte Umleitung. Man stelle sich vor, man möchte von Kassel nach Berlin fahren, doch der Weg ist gesperrt. Es gibt keinerlei andere Straßen (keine Forstwege oder ähnliches) und man muss zunächst nach Paris fahren, von dort nach Venedig, um dann erst zum Zielort Berlin gelangen zu können: 2200km Umleitung!!!
Inzwischen war es schon spät geworden und mit Sarah und Peter, einem Paar aus Südtirol, die nun ebenfalls festsaßen, entschieden wir den nächsten Morgen abzuwarten, wenn angekündigter Ingenieur kommen und die Lage beurteilen würde.
Am nächsten Morgen gab es nichts Neues und wir beschlossen, weiterhin zu warten. Und wenn es vier Tage bis zum Durchlass dauern sollte, auf weitere 2000 km Extrafahrt hatten wir keine Lust. Der Ingenieur ließ auf sich warten und wurde erst gegen späten Nachmittag eingeflogen. Was genau bei der Ortsbegehung herausgekommen ist, wissen wir nicht, doch plötzlich hieß es, dass die Autos, die direkt festsaßen, durchgelassen werden. Aber nur die „leichten“ und nicht die riesigen Motorhomes. Wir standen als drittes in der Reihe und ein Auto nach dem anderen durfte über die halbe Fahrbahn der Unglücksstelle fahren. Nach jedem Auto wurden die Risse im Asphalt kontrolliert und gemessen und wenn keine Veränderung vorlag, durfte das nächste Fahrzeug erst fahren. Welch ein Nervenkitzel! Doch bald waren wir auf der anderen Seite und haben uns wie die Kinder gefreut! Den letzten 300 Kilometern bis zum „Alaska Highway“ (#1) stand nun nichts mehr im Weg.

GOLDRAUSCH UND MEISTER PETZ

martinamario am 5. August 2007 um 02:11

Nach dem unproblematischen Grenzübergang hinein nach Kanada steuerten wir als erstes Vancouver an, die laut Reiseführer attraktivste Großstadt Kanadas. Leider regnete es in Strömen, sodass uns jegliche Attraktivität egal war und wir den Besuch bei einer Rundfahrt durch die Straßen der Stadt beließen. Der Regen wollte nicht aufhören und so war der erste Eindruck von Kanada „nass“! Doch bereits am nächsten Tag, auf dem Highway #99, dem „Sea to Sky Highway“ änderte sich das Wetter und die Sonne kam ab und zu zwischen den Wolken hindurch. Über Squamish ging es nach Whistler, dem größten Skigebiet Kanadas und dem vorgesehenen olympischen Austragungsort der Ski- und Rodelwettbewerbe 2010. In Lillooet, einem Ort an der Strecke, deckten wir uns in einer deutschen Bäckerei mit richtigem Vollkornbrot ein und starteten die Fahrt auf der „Cariboo Wagon Road“. Diese Route erlangte ihre Berühmtheit in Zeiten des Goldrausches. Von der Meile 0 (Lillooet) ging es ab 1859 über mehrere Roadhäuser (Raststätten) nach Barkerville. Noch heute heißen die Orte 100 Mile House, 150 Mile House usw., je nach ihrer Entfernung zu Lillooet und man kann sich nur schwer vorstellen, was die Menschen auf dem Weg zum großen Goldfund alles auf sich genommen haben. Wie auch, wenn man auf einem gut ausgebauten Highway den Weg nach Barkerville fährt und die schöne Gegend rundherum genießen kann.
Die Goldgräberstadt Barkerville schließlich ist nach Billy Barker benannt, der dort 1862 auf eine ergiebige Goldader stieß. Im daraufhin einsetzenden Cariboo Goldrush wurde aus Barkerville für kurze Zeit eine große Stadt, die größte nördlich von San Fransisco und westlich von Chicago! Heutzutage ist Barkerville ein gelungenes, lebendiges Museum und wir sind einen ganzen Nachmittag durch die gut erhaltenen Saloons, Hotels, Kirche, Schule und Läden des Ortes geschlendert und haben uns Geschichten der Bewohner (Darsteller) angehört.
Nach diesem Abstecher waren viele Kilometer Fahren angesagt und wir haben einen Eindruck der Weite und Größe des Landes bekommen. Der Weg führte uns durch beinahe unendliche Wälder, vorbei an Seen, Flüssen und Gletschern und brachte uns auch die Tierwelt Kanadas nahe. Eines Abends, auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz, schauten uns aus 10 Meter Entfernung zwei Grizzlybären an und ließen sich im folgenden durch uns gar nicht stören, sondern fraßen genüsslich weiter.
Die weiteren Tierbeobachtungen ließen nicht lange auf sich warten und als wir das kleine Örtchen Hyder erreichten, dem südlichsten Ort Alaskas, staunten wir nicht schlecht, als Weißkopfadler ihre Runden in der Luft drehten. Der kleine Ort ist lediglich mit einer Stichstraße mit Kanada verbunden und hat noch nicht einmal eine US-Grenzstation! Die große Begeisterung galt in Hyder jedoch den Bären, die dort zum Lachsfischen kommen. Es sind die ungelösten Rätsel der Natur, warum Lachse zum Laichen ausschließlich und fast zentimetergenau an den Ort ihrer Geburt zurückkehren und dazu weder Mühen noch Gefahren scheuen. Es gibt Exemplare, die laichen 3500 Kilometer von der Küste entfernt flussaufwärts!
Und besagte Gefahr lauert unter anderem in Hyder. Wir hatten das Glück am Abend und auch am nächsten Tag Grizzlybären beobachten zu können, die sich einen Lachs geschickt aus dem Wasser gefischt haben und in den Wald zum Verzehr getragen haben. Zwei-dreimal zeigten sie sich noch einmal im Fluss, bevor sie ganz verschwunden waren. Wir konnten uns von dem Platz kaum trennen, doch nachdem Meister Petz lange Zeit nicht zu sehen war, fuhren die 10 Kilometer zurück nach Kanada und nahmen den „Cassiar Highway“ (#37) nach Norden.

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