EINE (SCHEINBAR) ANDERE WELT

martinamario am 23. Juni 2007 um 23:51

Im Norden der Baja California hat uns nichts mehr lange aufgehalten und wir haben überlegt, welchen Grenzübergang wir in die Vereinigten Staaten von Amerika wählen sollten. Den „Großen“ in Tijuana, bei dem wir uns eine Versicherung für unser Auto auf US-Seite versprachen oder einen Kleineren im Landesinneren, wo es nicht so hektisch und durcheinander ablaufen würde?! Wir haben Radfahrer getroffen, die den 100 Kilometer langen Umweg durch die Berge auf sich genommen haben, nur um nicht in die Abwicklung der riesigen Grenze zu gelangen.

Letztendlich wollten wir es wissen und standen schon bald darauf in Tijuana im Stau vor der „großen“ Grenze nach San Diego. Noch auf mexikanischer Seite warteten wir in Begleitung mehrerer Kalifornier, Mexikaner und zahlreichen Getränke-, Essen- und Souvenirverkäufern fast zwei Stunden lang, um schließlich an Schalter Nummer 19 von 24 Grenz-Autoschaltern abgefertigt zu werden. Ups, das war dann schon die Grenze der USA und irgendwie hatten wir die von Mexiko verpasst. Nun sind wir also nicht offiziell ausgereist und verspürten aber auch nicht das Bedürfnis, dies nachzuholen.

Der Beamte verwies uns an die Einreisebehörde 30 Meter weiter und dort erhielten wir die Einreisegenehmigung in die USA für 90 Tage. Ich darf sogar 91 Tage bleiben, mit einfachster Mathematik hatte es mein zuständiger Beamter scheinbar nicht so! Mit Fingerabdruck, Foto und einigen Fragen (warum und weshalb wir ins Land wollen) sind wir nun im großen Register vermerkt und durften losfahren. Um unser Auto hat sich niemand gekümmert, keine Kontrolle und nichts dergleichen und selbst bei unserer Nachfrage nach dem Zoll gaben sie sich ratlos. Den haben wir nach einiger Sucherei in 10 Kilometer Entfernung gefunden und die Angelegenheit dort geklärt. Mit der Versicherung haben wir uns vertan, da die Büros lediglich für Mexiko Versicherungen angeboten haben. Also für die falsche Reiseroute. Wir haben dann doch über Europa versichert.

USA- ein weiteres Etappenziel unserer Reise ist erreicht und eine scheinbar andere Welt erwartete uns bereits auf dem Freeway, keine drei Minuten nach der Einreise in Richtung San Diego. Vier Spuren in jede Richtung, kein Dreck, kein Müll, viele Hinweisschilder, begrünte Randstreifen, Einkaufszentren an den Abfahrten,…wow! Und in den bewohnten Gebieten erst: korrekt geschnittener Rasen, Ordnung, Sauberkeit und tolle Häuser, aber auch kein Mensch auf der Straße! In Südamerika hatte sich das Leben auf der Straße abgespielt und man sah überall Kinder, Frauen und Männer. Hier hingegen sieht man die Leute fast nur im Auto! So jedenfalls unser erster Eindruck.

Von San Diego aus sind wir zum „Torrey Pines State Beach“ gefahren, einem wunderschönen Strand und haben das kalifornische Strandleben beobachten können. Die Surfer tummelten sich dort im Wasser und warteten auf die beste Welle, Familien lagen unterm Sonnenschirm oder bauten die größten Sandburgen und die Lifeguards führten allerhand Rettungsübungen als Trainingsmaßnahmen durch. Wir haben den langen Strand für einen Spaziergang genutzt, bis wir weiter in Richtung Los Angeles aufgebrochen sind.

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Über Internet und Email-Umwege hatten wir eine nette Einladung von Karl und Patricia erhalten, die vor Jahren aus Deutschland ausgewandert sind und nun in einem Vorort von L.A. wohnen. Und „G“ fahren! Die beiden sind durch einen Freund auf unsere Homepage und Reise aufmerksam gemacht wurden und haben uns spontan eingeladen. Das konnten und wollten wir nicht ausschlagen und haben uns total gefreut, als wir wenig später vor ihrer Haustür standen und herzlich begrüßt wurden. Kurz darauf wurden wir im Gästezimmer einquartiert, haben ein leckeres Essen serviert bekommen, die beiden und die vielen Tiere (Papageien und Hund) kennen gelernt und uns gut unterhalten. So auch an den folgenden Tagen…

 

 

Denn es wurden viele Tage in L.A.! Einerseits, weil es uns sehr gut gefallen hat, aber andererseits auch, weil der „G“ Probleme macht. Die Anfahrschwäche begleitet uns schon wieder seit einiger Zeit und dazu kommt aktuell, dass das Auto schlecht anspringt. Jede Kreuzung ist ein Abenteuer und an der Ampel hoffen wir, dass eine Grünphase ausreicht!
Mario hat mit Karls Hilfe allerhand Probieren, Testen und Ausschließen können und wir hatten den „G“ auch noch in einer Werkstatt, die die richtige Idee leider nicht beitragen konnte. Bei Mercedes konnten sie uns ebenfalls nicht weiterhelfen und standen ratlos vorm Diagnosegerät. Irgendwie sind wir mit unserem Problem im Land der Benzinmotoren und in der Stadt der schicken, teuren und neuen Autos (was dort allein an neuen Mercedes und sonstigen 5-Liter-Hubraum-aufwärts-Autos herumfährt ist unglaublich) fehl am Platz!
Nichts desto trotz ließen wir uns die Stimmung nicht vermiesen und haben L.A. zum Sightseeing genutzt; quasi standesgemäß mit Karls „G“, den er uns netterweise zur Verfügung gestellt hat. Hollywood mit dem „Walk of Fame“, Sunset Boulevard, Melrose Avenue und Beverly Hills waren an einem Tag unsere Ziele und an einem anderen Tag ging es mit Karl zum Blaubeerpflücken und Wege erledigen.

Da Mario eine Erkältung erwischt hatte (die Erste seit 9 Monaten!), haben wir einen „Frauentag“ eingelegt. Zusammen mit Patricia und River, der Hündin (!) sind wir in den Hügeln von Malibu spazieren gegangen und haben beim Paparazzi-Spielen einen Blick auf Steven Spielbergs Haus werfen können. Dass wir dazu auf dem Hosenboden irgendwelche Hänge herunter gerutscht sind, darf man ja niemandem erzählen…
Am Sonntag dann, Mario ging es immer noch nicht besser und er hat mit Karl das Haus gehütet, hat Patricia mir ein wunderbares L.A.-Programm geboten: Flanieren am Ocean Front Walk in Venice Beach, Farmermarket in Westside L.A., Lunch in einem netten Restaurant im Fisherman`s Village mit Blick auf Marino del Rey (Yachthafen), Strandwanderung in Malibu und als krönenden Abschluss das Beobachten wilder Papageien inmitten eines Wohngebietes.
Die Tage vergingen viel zu schnell und wir haben uns bei den beiden und mit den beiden sehr wohl gefühlt. Klar, im Hinterkopf war das Problem des „G´s“, aber sie verstanden uns abzulenken, uns eine tolle und unvergessliche „Station“ auf unserer Reise zu geben und vor allem auch zu helfen. Vielen lieben Dank noch einmal auf diesem Wege für alles! Doch bald waren die Möglichkeiten ausgeschöpft und wir wollten eine weitere Hilfe annehmen. Von besagtem Freund der beiden, der in San Francisco wohnt. Dieser hatte uns schon zuvor eingeladen und dass wir nun mit großem Problem kommen würden, hat ihn nicht abgeschreckt, erst recht noch einmal die Einladung auszusprechen. Also auf nach San Francisco!

BAJA CALIFORNIA

martinamario am 19. Juni 2007 um 18:59

Von der kleinen Hafenstadt Topolobampo, im Süden von Los Mochis gelegen, sind wir mit der Nachtfähre auf die Baja California gefahren. Da wir uns keine Kabine genommen hatten, mussten wir mit den unbequemen Stühlen des Restaurants vorlieb nehmen, doch nichts desto trotz kamen wir ausgeruht am nächsten Morgen in La Paz an. Bevor wir dort das Hafengelände verlassen durften, wurde der „G“ und auch alle anderen Fahrzeuge mal wieder intensiv vom Militär durchsucht und wir durften Zeugen einer Drogen-Hunde-Übung im LKW vor uns werden. Der Fahrer hat auch nicht schlecht geschaut.

La Paz ist die Hauptstadt der Baja California Sur (Süd) und das Ziel vieler Urlauber aus den Vereinigten Staaten und Kanada. Und so bekamen wir auch schon einen kleinen Eindruck von Nordamerika, da La Paz nicht mehr das typische Aussehen einer mexikanischen Stadt hatte. Überhaupt ist die Baja California begehrtes Urlaubsziel der Nordamerikaner.

Vor rund 20 Millionen Jahren wurde die Baja im Zuge der Kontinentalverschiebung vom mexikanischen Festland abgetrennt und ragt nun als ca.1300 Kilometer lange Halbinsel in den Pazifik. Die höchste Erhebung weist immerhin 3095 Meter auf und der größte Teil des fast menschenleeren Gebietes besteht aus Geröll- und Sandwüste. So war es für uns leicht, dem Touristentrubel zu entgehen, obwohl sowieso noch keine Saison war, und die herrlichsten Plätze an einsamen Stränden zu finden. Ob eine kurze Badepause im glasklaren Wasser oder Spaziergänge am Strand, hier ließen wir uns nach der ganzen Fahrerei auf dem Festland mal wieder richtig Zeit und genossen die sagenhafte Natur.

Auf der Mex 1 „arbeiteten“ wir uns langsam nach Norden, vorbei an den verschiedensten Kakteenarten, für die die Baja bekannt ist. Von 120 Kakteenarten soll es hier allein 50 geben, darunter ein bis zu 25 Meter hoher eingliedriger Riesekaktus- da sieht der „G“ winzig gegen aus…und Mario auch!!!

 

 

 

MUTIGE JUNGS

martinamario am 17. Juni 2007 um 00:55

Wir haben lange die Karte von Mexiko studiert und noch länger überlegt, wie wir durch dieses große Land fahren sollten. Schweren Herzens mussten wir eine Entscheidung treffen, die sich leider gegen viele der Sehenswürdigkeiten gerichtet hat. Wir haben nun schon Ende Mai/Anfang Juni und der Weg bis Alaska ist noch weit…

Nachdem wir die Grenze nach Mexiko überschritten hatten, fuhren wir die Pazifikküstenstraße entlang durch die feuchtheiße Ebene Chiapas. Die Region wird landwirtschaftlich genutzt und die Straße war gesäumt von Bananen-, Zitrus- oder Mangoplantagen und wohlgenährten Rindern! Allerdings auch von jeder Menge Müll. So viel, wie hier im Süden Mexikos haben wir noch nirgendwo am Straßenrand liegen sehen. Ob Plastikflaschen, Tüten oder anderer Hausrat; alles fliegt herum und stört niemanden. Selbst dass die zahlreichen toten Hunde, Kühe oder Pferde am Straßenrand einen enormen Verwesungsgestank verbreiten, scheint niemand zu interessieren.

Mit ein paar Übernachtungsstopps, meist an Tankstellen, sind wir gut vorwärts gekommen und hatten nach ein paar Tagen Acapulco erreicht. Dort fanden wir einen Campingplatz, der zwar mitten in Renovierungsarbeiten steckte, aber trotzdem ein Plätzchen für uns bereithielt. Die Stadt selbst mit den großen Hotels, schicken Clubs und Restaurants hat weniger unserem Geschmack entsprochen und so haben wir den Weg nach La Quebrada im Westen der Stadt gesucht, wo wir uns die „mutigen Jungs“ ansehen wollten. La Quebrada ist eine 42 Meter hohe Felsklippe, von der sich seit 1934 wagemutige Felsenspringer in die anrollende Welle der nur fünf Meter breiten und nicht sehr tiefen Bucht stürzen. Zu festen Uhrzeiten am Tag finden die „Shows“ statt und so haben wir bis zum Abend gewartet, bis sich die sechs Jungs an verschiedenen Stellen des Felsen postiert haben und nacheinander gesprungen sind. Dabei hat jeder von ihnen seine ganz persönliche Show abgezogen und der letzte Springer hat sich ordentlich feiern lassen, bis er schließlich von ganz oben in die Fluten gesprungen ist!

Nach den Tagen in der Stadt hieß es dann wieder Weiterfahren, um die zahlreichen Kilometer Mexikos zu bezwingen. Wir haben immer schöne Plätze am Meer gefunden, um eine Pause einzulegen oder um die Nacht dort zu verbringen. Mal durchfuhren wir trockene Küstenebenen, in denen wir zügig vorwärts kamen, aber es ging genauso durch hügeliges, bergiges Gebiet, welches uns mit den zahlreichen Kurven, Ab- und Auffahrten nicht so recht vorwärts kommen ließ. Auch die vielen Militärkontrollen auf der Strecke zwangen uns zu einer Pause. Nie wurden wir durch gewunken und mussten immer sämtliche Türen und Schränke des “G´s“ für die Blicke der Soldaten öffnen. Ob das nun gerade effektiv war, sei dahin gestellt, aber wir hatten ja auch nichts zu verheimlichen und weder Drogen noch Waffen an Bord. Andere Geschwindigkeitsunterbrechungen befanden sich in jedem Ort in Form von „Topes“. Das sind betonierte Hügel auf der Straße, die als Geschwindigkeitsregulierung dienen sollen. Problematisch sind sie, wenn sie schlecht oder gar nicht gekennzeichnet sind und man trotz geringer Geschwindigkeit fast darüber fliegt und mit einem lauten Krach wieder auf der Straße aufsetzt. Zum Glück haben wir eine komfortable Federung!

Da erschien uns die ausgewiesene Autobahn nach Guadalajara als willkommene Alternative und bis zur Zahlstation hatten wir auch Spaß auf dieser. Aber mit umgerechnet 10 Euro pro 100 Kilometer verloren sie uns als Verkehrsteilnehmer wieder ganz schnell und wir hangelten uns weiter von Topes zu Topes. Nach Guadalajara führte uns der Weg durch ausgedehnte Maguey-Felder. Das sind die stacheligen, blaugrauen Kakteen, aus denen Tequila gewonnen wird. Und bald schon standen wir auch schon in der staubigen Kleinstadt mit dem Namen Tequila und begaben uns auf die Suche nach einer Destillerie, die wir besichtigen wollten. Leider erfolglos. Vielleicht aber auch nicht das Schlechteste, denn was ist der Besuch einer Destillerie, wenn man doch nicht kosten kann, da man noch weiterfahren möchte?!

Weiter ging es über Mazatlan, wo wir den nördlichen Wendekreis überquert und somit die tropische Zone verlassen haben, nach Los Mochis und per Schiff auf die Baja California.