BONJOUR ET AU REVOIR, MONTREAL

martinamario am 25. September 2007 um 10:34

366 Tage, 58.000 Kilometer und unendlich viele tolle Erlebnisse lagen nun auf der Reise hinter uns und wir fuhren mit gemischten Gefühlen über die Brücke des St.Lorenz-Stromes nach Montreal hinüber. Von hier aus hatten wir die Verschiffung des „G’s“ geplant und wollten auch selbst an Bord des Frachters zurück nach Europa fahren. Zum Glück kamen wir eine Woche vor der Abfahrt des Schiffes in Montreal an und hatten so genügend Zeit, alle Wege zu erledigen. Und es gab in der Tat noch einiges zu organisieren…
Die Spedition, mit der wir seit einiger Zeit in Emailkontakt standen und die die Verschiffung übernehmen sollte, befand sich in Toronto und hatte leider keine Außenstelle in Montreal. So hieß es weiter per Mail kommunizieren und ca. 125 Mal hin und her telefonieren. Fast wie im Film hieß es vor unserer Ankunft: „Bitte melden Sie sich telefonisch, sobald Sie in Montreal erreicht haben, um weitere Instruktionen zu erhalten!“ Na, das konnte ja lustig werden. Doch so lustig waren die ganzen Aktionen überhaupt nicht und haben einige Nerven gekostet.
In den 20’ Container packten wir neben unserem „G“ auch noch das Motorrad von Rok, unserem slowenischen Freund, mit hinein. Da er die gleiche Zeit wie wir unterwegs war und auch im Osten von Nordamerika seine Reise beenden wollte, hat sich das gemeinsame Verschiffen angeboten und wir können so die Kosten aufteilen.
Nachdem wir alles erledigt hatten, hatten wir endlich den Kopf frei für Montreal und nahmen Abschied vom amerikanischen Kontinent.
Obwohl wir uns seltsamerweise nun gar nicht mehr wie in Amerika vorkamen, sondern auch in Frankreich hätten sein können. Die Häuser, das Stadtbild, die Sprache…alles französisch und wir haben hier das erste Mal den Zweisprachenstaat Kanada in voller Bracht erlebt. Die Bewohner Montreals und gesamt Quebecs sind darauf auch sehr stolz und es gab sogar vor nicht allzu langer Zeit eine Abstimmung über die Unabhängigkeit von Kanada.
Von unserem kleinen Hotels aus, in welches wir uns eingemietet hatten, unternahmen wir lange Erkundungsspaziergänge durch die Straßen, schlenderten von Café zu Café oder Brasserie, sahen uns die alten und die modernen Häuser an und genossen auch einfach nur das herrliche Sommerwetter.

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Und am Montag, dem 24. September war es dann soweit, dass wir den „G“ und die „BMW“ auf den Hof der Verladefirma vorfuhren. Man erwartete uns und nach der Lagebesprechung konnte Mario den „G“ in den Container einparken. Rok’s Motorrad passte, entgegen den Befürchtungen, mit viel Platz davor hinein und wir waren froh, als die Türen des Containers geschlossen wurden. Per LKW sollte er dann im Laufe des Tages zum Hafen gefahren werden und hoffentlich auf das richtige Schiff verladen werden. Also Daumen drücken!
Wir haben einen lustigen Abschiedsabend zusammen mit Rok in Montreal verbracht und sind nächsten Morgen mit dem Taxi zum Hafen gefahren, um an Bord der MS Flottbek zu gehen. In voraussichtlich 10 Tagen werden wir mit einem Zwischenstopp in Liverpool dann im Hafen von Antwerpen einlaufen und somit den europäischen Boden nach etwas über einem Jahr wieder unter den Füßen haben.

BYE, BYE USA

martinamario am 22. September 2007 um 17:43

2,8 Millionen Einwohner hat die Stadt Chicago und noch einmal 8,3 Millionen wohnen drum herum; das bedeutete für uns eine lange Fahrt, bis wir durch all die Vororte und Viertel gefahren sind und die Metropole letztendlich hinter uns gelassen haben. Aber auf dem „freien“ Land waren wir deshalb noch lange nicht und es schien auf der weiteren Strecke keine begrenzten Orte und Städte zu geben. Überall waren Häuser und Farmen mit entsprechenden Grundstücken wie an einer Perlenschnur über zig Kilometer aneinandergereiht an der Straße zu sehen. Uns fiel das insofern natürlich noch mehr auf, wenn wir uns abends auf die Suche nach einem Schlafplatz begeben haben und lange suchen mussten, bis wir ein unbewohntes Fleckchen gefunden haben. Zwar wurden es manchmal Notlösungen, wie zum Beispiel inmitten einer Apfelplantage oder in einer Art Steinbruch, aber immerhin ohne Schild mit der Aufschrift: „No Trespassing“.
Bei dieser Orts- und Städtestruktur ist es für jedermann in der Region zwingende Voraussetzung, ein eigenes Fahrzeug zu besitzen, denn ein öffentliches Busnetz haben wir nicht entdecken können. Nur für die Schüler, die direkt vorm Haus abgeholt und am Ende des Schultages wieder herausgelassen werden.
Nachdem wir also den Großraum Chicago verlassen hatten, sind wir gleichzeitig auch schon wieder aus dem Staat Illinois heraus gefahren und haben uns im Anschluss daran in Indiana befunden. Dort wählten wir den Highway #20, um immer weiter nach Osten zu gelangen und in der Region um LaGrange legten wir die nächste Pause ein und erfuhren etwas von dem Leben der Amish People. Als christliche Religionsgemeinschaft haben sie ihre Wurzeln in der Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts und spalteten sich von der Gruppe der Mennoiten ab. Nach Verfolgungen und Vertreibungen aus Europa flohen sie nach Amerika und leben heute in 26 Staaten der USA.
Eine ganz andere Erfahrung machten wir mit ALDI. Ehrlich gesagt, haben wir uns mit der Unternehmensstruktur nicht sonderlich auseinandergesetzt und waren überrascht, ein ALDI in Indiana zu entdecken. Neugierig gingen wir hinein, um das Warenangebot zu sehen und der verdutzten Verkäuferin unsere Frage nach der Existenz zu stellen. „30 years“…ups! Seit 1976 ist ALDI also auch in den Staaten vertreten und bringt es auf 818 Filialen. Wer hätte das gedacht? Wir jedenfalls nicht!
Nach Indiana folgte Ohio und wir schlängelten uns immer entlang des Ufers am Lake Erie in Richtung Pennsylvania. Dieser US-Staat hat einst dem Nachbarn ein Stück des Ufers am See abgekauft und kann somit auch einen „Beach“ vorweisen. Und mit dem Sand, den ordentlichen Wellen, dem Leuchtturm und dem fehlenden Blick bis ans gegenüberliegende Ufer kamen wir uns wirklich vor wie am Strand, als wir einen Spaziergang auf der Peninsula vor der Stadt Erie unternahmen. Fast noch interessanter waren die Leute die wir getroffen haben und man muss sich gar nicht weiter wundern, wenn ein älterer Herr mit Metalldetektor das Ufer absucht- er fahndet lediglich nach Münzen, Ringen oder sonstigen „Schätzen“, die Spaziergänger verloren haben könnten. Und teilt die Beute danach seinen Clubmitgliedern sogleich mit…!
Im Staat New York sahen wir uns das „letzte“ Highlight unserer Reise auf US-Seite an: die Niagara-Falls. Mit 110 Metern fällt das Wasser aus dem Lake Erie mit Getöse in den Lake Ontario und mitten hindurch verläuft die kanadisch-amerikanische Grenze. So haben wir uns zunächst die Fälle von der USA aus angesehen und sind danach mit Reisepass und Fotoapparat ausgestattet über die Brücke nach Kanada spaziert. Sie waren beeindruckend, aber das „Drumherum“ mit Hotels, Hochhäusern und Einkaufsmeilen in unmittelbarer Nähe hat uns ganz und gar nicht gefallen. So liegt meine persönliche Wertung der Niagara-Fälle auf Platz Nummer 3, nachdem ich nun alle drei größten Wasserfälle der Welt gesehen habe. Die Wasserfälle von Iguazu und die Victoria-Falls stehen sich dafür in nichts nach!
Mit dem New York State hatten wir auch den letzten Staat erreicht und waren überrascht, im Osten noch einmal durch schönste Landschaft zu kommen. Der „Indian Summer“ gab ebenfalls sein Bestes und wir haben einige Spaziergänge durch die wunderschön verfärbten Wälder unternommen. Wahrscheinlich war dies bereits ein Vorgeschmack auf die heimischen Wälder!
In Plattsburgh haben wir noch einmal Einkäufe und Wäsche erledigt und sind zur Feier unseres 2. Hochzeittages am Abend lecker Essen gegangen! Ganz romantisch haben wir dann die Nacht auf dem Parkplatz vor dem Walmart verbracht (!) und sind am nächsten Morgen nach Kanada eingereist und haben die letzten Kilometer nach Montreal zurückgelegt.

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THE WINDY CITY

martinamario am 20. September 2007 um 00:15

Mit Blick auf die Landkarte haben wir gesehen, dass wir auf unserem Weg nach Osten immer weiter dem Freeway I-90 folgen würden und haben spontan beschlossen, die Reisegeschwindigkeit um 10 km/h zu erhöhen. Wir sind die ganze Zeit über immer recht gemütlich unterwegs gewesen, doch bei der Durchquerung von South Dakota, Minnesota und Wisconsin haben wir mit nun 100 km/h so richtig Gas gegeben! So sind wir durch die Kornkammer der USA „geflogen“ und waren drei Tage später schon in Illinois und der Metropole Chicago.
Im Volksmund wird die Stadt auch „Windy City“ genannt, was zum einen auf den oft starken Wind von Michigansee zurückgeht, der durch die Wolkenkratzerschluchten kanalisiert wird und zum anderen auf die Korruption und historische weit verbreitete organisierte (Schmuggler-) Kriminalität.
Nachdem wir zügig ins Zentrum gefunden hatten, hatten wir ebenfalls Glück mit der Parkplatzsuche und ein 24 Stunden-Parkplatz sollte auch sogleich unser Schlafplatz für eine Nacht werden. Umrahmt von den vielen Hochhäusern sah der G wirklich winzig aus! Und wir fühlten uns auch winzig, als wir im folgenden durch die Innenstadt Chicagos spazierten. Erinnerungen an einen Schüleraustausch vor 15 Jahren kamen auf und ich konnte die Stadtführung übernehmen. Die drittgrößte Stadt der USA mit 2,8 Millionen Einwohnern bietet im Zentrum eine großartige Ansammlung von Architektur, was bei den Wolkenkratzern um 1900 beginnt, bis zum Bau des 1974 fertig gestellten Sears Tower geht und immer weiter vervollständigt wird. Den Sears Tower mit 452 Metern Höhe haben wir uns dann auch näher angeschaut und uns mit dem Lift in das 103. Stockwerk fahren lassen- in einer Minute. Bis 1998 war das Hochhaus das höchste Gebäude der Welt, wurde dann aber von einem Wolkenkratzer in Taipeh abgelöst.
Unsere Parkzeit haben wir mit Sightseeing ordentlich ausgenutzt und uns kurz vor Ablauf wieder auf den Freeway gegeben.

 

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