DEMPSTER HIGHWAY

martinamario am 17. August 2007 um 20:30

1896 stießen George Washington Carmack und ein paar weitere Männer an einem Zufluss des Klondike Rivers auf Gold und lösten damit den Klondike Goldrush aus. Über 100.000 Menschen sollen damals in der Hoffnung auf den schnellen Reichtum den Weg nach Norden genommen haben und 30-40% erreichten ihr Ziel. Allerdings um bei ihrer Ankunft zu bemerken, dass die besten Claims bereits vergeben waren.
Dawson City, die Stadt am Zusammenfluss von Yukon und Klondike River wuchs damals auf 30.000 Einwohner an und war ab 1898 die Hauptstadt im Yukon Territory. Bevor der Verkehrsanschluss der „White Pass &Yukon Route“ 1900 fertig gestellt wurde, ging es mit Raddampfern von Whitehorse nach Dawson City.
Der Boom dauerte, wie überall, nur wenige Jahre, die Stadt schrumpfte um 1950 auf 500 Einwohner und der Regierungssitz wurde nach Whitehorse verlegt. Doch bereits in den 60er Jahren wurde Dawson City wiederbelebt und für den Tourismus gelungen restauriert. Mit den ungepflasterten Strassen mit Gehwegen aus Holzplanken und den „normal“ bewohnten Häusern hat das Städtchen eine wirklich nette Atmosphäre.

Zunächst haben wir Dawson City aber genutzt, um unsere Vorräte aufzufüllen, aufzutanken und bei schönstem Sonnenschein den „Dempster Highway“ zu fahren. Diese Schotterpiste ist die einzige Verbindung zum Polarmeer auf der kanadischen Seite und endet nach 760 Kilometern in Inuvik. Sie ist auf Kiesbett gelegt, um besser gegen den Permafrost geschützt zu sein und folgt mehr oder weniger der alten Hundeschlitten- und Fallenstellerspur.

 Namensgeber ist ein gewisser Sergeant William Dempster, der der damaligen königlichen kanadischen Polizei im Yukon angehört hat. Denn zeitgleich mit den ersten Goldsuchern erreichte auch die Polizei die Region und hielt im Winter die Patrouillen- und Postdienste auf der Route aufrecht. Für die 600 km lange Strecke benötigten sie mit den Hundeschlitten 20-25 Tage. Als 1910 eine Patrouille die Route verfehlte und nicht ankam, wurde ein Suchtrupp unter der Leitung Dempsters losgeschickt und fand die „Lost Patrol“ drei Wochen später (tot) nur 40 km vom Ziel entfernt.
Wir wollten nicht ganz hoch bis Inuvik fahren, sondern setzten uns mit dem „Artic Circle“ unser Etappenziel. Und somit den nördlichsten Punkt unserer Reise bei N66°33’! Landschaftlich wieder einmal unglaublich erhielten wir auf dem Dempster Highway noch einmal mehr den Eindruck der unendlichen Weite und Wildnis des Landes. Durch die Ogilvie und Richardson Mountains führte der Weg durch bewaldete Abschnitte mit schlanken Fichten, Birken und Weiden, aber genauso auch oberhalb der Baumgrenze zum Beispiel am North Fork Pass auf 1289 m.
Nach 405 km Fahrt, verteilt auf zwei Tage, hatten wir den Polarkreis erreicht und konnten es dabei nicht bewenden lassen… wir mussten einfach noch mehr von dieser faszinierenden Landschaft sehen und setzten den endgültigen Punkt zur Umkehr an der Grenze zwischen Yukon Territory und den North West Territories. Und das war auch gut gewählt, denn in den Weiten der Tundra, in der wir uns ab dem Artic Circle befanden, sahen wir eine große Herde Karibus. Mit ihren prächtigen Geweihen wirkten diese hirschähnlichen Tiere schon fast anmutig und wir haben bei 70 aufgehört zu zählen. Das Beobachten konnten wir bis weit in die nächtlichen Stunden fortführen, da es so hoch im Norden nicht dunkel wurde. Die Sonne ging um 23.00 Uhr unter, doch dass heißt ja nicht, dass es auch dunkel werden muss. Die Tage werden zwar kürzer und das Licht reduziert sich täglich um jeweils sechs Minuten. Auch die Temperaturen sinken und wir hatten zum ersten Mal die Null- Grad-Grenze in der Nacht erreicht. Allerdings scheinen die Mücken das leider nicht gemerkt zu haben, denn sie nerven uns weiterhin!
Aber die Birken merken, dass es Herbst wird und fangen an, ihre grüne Farbe in ein leuchtendes Gelb zu verwandeln. Neben den Karibus sahen wir einen Bär, den wir wohl auf der Straße überrascht haben müssen und er fluchtartig durch den Fluss zum anderen Ufer geschwommen ist und zahlreiche kleine, putzige arktische Erdhörnchen. Ziegen, Vögel, Kaninchen,… und Mücken! Es wurde nicht langweilig und wenn man mit ein bisschen offenen Augen durch die Landschaft fährt, entdeckt man vieles rechts und links des Weges! Wie wahr!

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Nachdem wir unsere 510 km der Sackgasse wieder herausgefahren waren, steuerten wir erneut Dawson City an und statteten am Abend „Diamond Tooth Gertie´s“ einen Besuch ab. In diesem Etablissement gibt es allabendlich Unterhaltung mit Glücksspielen und „Can-Can-Shows“ aus der guten alten Zeit. Von Poker, Black Jack, „Einarmigen Banditen“ und Roulette wählten wir uns Letzteres aus, um unser Geld loszuwerden, doch wir erlebten einen Rausch, als wir unseren Einsatz sogar verdoppeln konnten. Jetzt nur nicht das Glück herausfordern. Wir hörten zum richtigen Zeitpunkt auf und verließen mit 20 kanadischen Dollar das Lokal!!!

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TOP OF THE WORLD HIGHWAY

martinamario am 14. August 2007 um 16:05

Die Sonne schien wieder… zum Glück, denn so hatten wir wunderbare Ausblicke auf unserem Weg zurück nach Kanada. Zunächst ging es von Fairbanks wieder auf den „Alaska Highway“, den wir auf der Hinfahrt ja bereits kennen gelernt hatten. In Höhe der Delta Junction konnten wir die Öl-Pipeline sehen, die von der Prudhoe Bay ganz im Norden einmal quer durch Alaska zum Hafen nach Valdez verläuft. Nach der Tetlin Junction verliessen wir den Highway wieder und bogen in den „Taylor Highway“ ein. Dieser verläuft bis zur Grenze USA/Kanada und nennt sich weiterführend bis Dawson City „Top of the World-Highway“. Der Name kommt von der eindrucksvollen Streckenführung entlang einer Kammlinie mit ewig weiten Blicken in die unendliche Wildnis.
Auf den vielen Kilometern wurde es nicht langweilig. Denn erstens war der Blick meist atemberaubend und dann ließen sich noch ganz andere Dinge beobachten. Noch auf dem „Alaska Highway“ graste eine Elchkuh am Wegesrand und das Junge haben wir gerade noch im Wald verschwinden sehen. Ganz anders wurde uns zumute als wir die viele „Hobbyjäger“ gesehen haben. Wir sind eben in Amerika… Mit Quads, Gewehren und Campingausrüstung ausgestattet fahren sie zur Jagd in die Wildnis und hoffen auf den „perfekten“ Schuss. Wie wir später erfahren haben, war zu der Zeit die Karibujagd für 10 Tage freigegeben.
Weiterhin sahen wir ganz viele Relikte aus der Goldgräberzeit am Straßenrand vergammeln. Große Goldschürfbagger und auch kleineres Gerät wurde dort seinerzeit stehen gelassen, wo es zuletzt zum Einsatz kam und rostet nun vor sich hin.
Bald hatten wir den breiten Yukon River erreicht und fuhren mit der Fähre hinüber nach Dawson City.

SCHLECHTWETTERFRONT

martinamario am 13. August 2007 um 04:00

Das Wetterglück schien uns verlassen zu haben, denn vor lauter Regenwolken sahen wir nicht viel vom Land. Ab und zu riss der Himmel auf und die herrliche Gegend um uns herum zeigte sich ein bisschen, doch kaum setzten wir zu einem Trail an, regnete es wieder.
Von Anchorage aus sind wir in den Süden auf die Peninsula Kenai gefahren und hatten uns das Städtchen Seward als Ziel genommen. An der Resurrection Bay gelegen ist es Ausgangspunkt für Kreuzfahrten durch den Blying Sound und zu den Eisbergen des Kenai Fjord National Park. An solch eine Schifffahrt brauchten wir erst gar nicht zu denken, da wir sowieso nichts gesehen hätten und beschlossen am nächsten Tag wieder aufzubrechen. 6 Kilometer nördlich der Stadt gab es einen kurzen Trail zum „Exit Glacier“, einem Ausläufer des Harding Icefield, und wir konnten auf diesem einmal ganz dicht zu Fuß an ein riesiges Eisfeld heran spazieren. Mit der Hoffnung auf Wetter- und Sichtbesserung hielten wir uns einen weiteren Tag in der Gegend auf und fuhren nach Whittier. Dieser kleine Ort war lediglich über eine Stichstraße durch einen 4 Kilometer langen Tunnel zu erreichen (oder per Schiff) und bot hauptsächlich Fischern einen guten Ausgangspunkt für ihre Angeltouren auf dem Meer, bzw. im Fjord. Wir fanden einen schönen Platz für die Nacht und hatten Glück als der Regen am Abend aufhörte und den Blick auf den Fjord freigab. Zusammen mit leckerem Alaska-Seelachs und diesem Blick genossen wir den Wein von Dai und P.K. aus Oregon, den wir uns für solch einen besonderen Moment aufgehoben hatten!

Über Anchorage ging es wieder zurück und dann weiter in den Norden. Wir wollten in den Denali Nationalpark, doch auch hier trieb uns nichts zu einer Wanderung oder ähnlichen. Bei Dauerregen begnügten wir uns mit dem Besuch im Visitor-Center und schauten uns einen Film über die sagenhafte Landschaft an. Auch schön!
Erfreulicher war unsere nächste „Station“ in Fairbanks. Auf dem Supermarktparkplatz in Anchorage hatten wir Beth kennen gelernt und uns eine Weile mit ihr unterhalten. Sie kam aus Fairbanks und hat uns sogleich zu ihr und ihrem Mann eingeladen, damit wir doch mal sehen konnten, wie man in Alaska wohnt. Gesagt, getan, ein kurzer Anruf und schon befanden wir uns irgendwo in den Wäldern um Fairbanks bei den Vonnahme`s. Die beiden Tage bei ihnen waren sehr schön und interessant, und es war wieder einmal toll, so spontan eingeladen und gastfreundlich empfangen zu werden, als sei es das normalste auf der Welt.