Einer der Gründe für den Abstecher in die USA war der Besuch des Yellowstone Nationalparks. Dieser Nationalpark wurde bereits 1872 gegründet und war somit die erste derartige Einrichtung überhaupt. Den weitsichtigen Gründern ist es zu verdanken, dass wenigstens noch in einem Gebiet Nordamerikas die ursprüngliche Flora und Fauna erhalten geblieben ist und sich auf 10.000 km² in über 2000 m Höhe ausdehnt.
Hauptanziehungspunkt sind die Geysire und heißen Quellen des Parks, aber ebenso auch die Landschaft mit den zahlreichen Tieren. Nachdem wir durch den Westeingang in den Park gekommen waren, staunten wir nach ein paar Kilometern Fahrt nicht schlecht, als es plötzlich neben der Straße aus dem Boden qualmte, blubberte, brodelte, spritzte und zischte. Wir waren am ersten Becken angekommen und konnten bei einem Rundgang auf Holzbohlen die Vorgänge aus nächster Nähe beobachten und riechen. Irgendwie fühlten wir uns dem Erdinneren plötzlich ganz nah! In der Art und Weise verbrachten wir dann den ganzen Tag, immer mit der Entdeckung neuer Becken mit Geysiren und heißen Quellen. Wir fühlten uns sehr an Island und Neuseeland erinnert, nur das die Gebiete hier noch viel, viel weitläufiger waren.
Um eine Pause von den einmaligen Eindrücken zu bekommen, entschieden wir uns in den Grand Teton Nationalpark zu fahren, der im Süden direkt an den Yellowstone anschließt. Dort unternahmen wir eine Wanderung um den Jenny Lake und hatten uns schon geärgert, dass wir die Bärenglocke vergessen hatten, als es plötzlich im Gebüsch raschelte. Zum Glück war es kein Bär, sondern zwei Moose, die nordamerikanischen Elche. Die Kuh gönnte sich gerade eine Schwimmrunde im See, während der Bulle im Dickicht weiter gefressen hat. Und wir waren nur 20 Meter von beiden auf dem Trail entfernt. Am Abend waren wir von der Wanderung und von den „hautnahen“ Erlebnissen ganz geschafft und haben uns sehr gefreut, dass es im Grand Teton NP freie, schön gelegene Campingplätze gab. Dort haben wir schließlich zwei Nächte verbracht, bis wir uns „aufnahmebereit“ für die zweite Runde durch den Yellowstone gefühlt haben.
Und aufnahmebereit mussten wir auch sein, denn wieder erwarteten uns die Geysire und heißen Quellen in den schönsten Farben und unterschiedlichsten Formen und Auswürfen. Einfach toll.
Außerdem sollte es wieder ein Tag der Tierbeobachtung werden und es ist im Park nicht schwer, auf große Bisonherden zu stoßen. Ohne den Nationalpark allerdings wäre aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Bison ausgestorben. Noch Mitte des 19. Jahrhundert bevölkerten Millionen dieser friedlichen, urigen Tiere die weite Prärie des Mittleren Westens. Bis der weiße Mann kam. Zum Teil aus „Sportsgeist“ wurden die Tiere einfach nur so abgeknallt, aber auch um den Indianern die Lebensgrundlage zu entziehen. Seit Jahrtausenden dienten ihnen die rund 500 kg schweren Tieren als wichtiger Nahrungsbestandteil.
Im Jahr 1902 existierten in Bereich des Parks noch ganze 23 Tiere, die auf eine Farm gebracht und unter strengster Kontrolle gehalten wurden. Dort konnten sie sich vermehren, bis die Herde 1936 wieder zurück in ihre natürliche Umgebung gebracht und sich dort weiter vermehren konnte. So gut, dass es immer wieder zu Konflikten mit den Farmern der Umgebung kam und kommt, da die Tiere sich natürlich nicht an die imaginären Grenzen des Parks halten.
Ein ganz anderes Thermalfeld schauten wir uns im Norden des Parks an: die Mammoth Hot Springs. Das heiße Quellwasser wird hier auf dem Weg an die Oberfläche mit dem Kalziumkarbonat des Steines angereichert, das sich bei Austritt an die Oberfläche um die Öffnung herum ablagert und auf diese Weise Terrassen bildet. Die Mammoth Hot Springs müssen in vergangenen Tagen einmal aktiver gewesen sein, denn viele der heißen Quellen waren nun versiegt und nur zwei bis drei Quellen bildeten die eindrucksvollen Terrassen. Da die Campingplatzversorgung hier nicht frei war, fuhren wir aus dem Nordausgang heraus und suchten uns in der Nähe einen Platz für die Nacht. Mario hat mich zwar ausgelacht, aber ich war der festen Überzeugung, dass das einmal ein Planwagenzug-Rastplatz der damaligen Zeit gewesen sein muss! Und die Indianer haben von der Felskante herunter gespäht…
An unserem letzten Tag im Yellowstone NP kamen wir schließlich auch hinter die Namensgebung und betrachteten die vom Yellowstone-River ausgewaschene tiefe, aus gelben Sandstein bestehende Schlucht! Und neben dem Entdecken von Fischadlern und eines alten Moose, dem die Haut vom Geweih in blutigen Fetzen herabhing, verabschiedete uns zur Krönung der tollen Tage auch noch ein Grizzly-Bär aus dem Park!