„BESUCHERBERICHT 1“

martinamario am 23. März 2007 um 23:04

Als mich Martina und Mario vor ihrer Abfahrt fragten, ob ich nicht Lust hätte, sie mal auf ihrer Reise zu besuchen, fand ich die Idee super und machte mir gleichzeitig Gedanken, wie ich 4 Wochen Urlaub bekommen würde. Im August hatte ich erst bei meiner neuen Arbeitsstelle angefangen. Und dann gleich so viel Urlaub! Naja, mal abwarten, dachte ich. Dann ging die große Reise los und die ersten Berichte erschienen auf der Homepage. Gespannt habe ich verfolgt, was mit dem Loch im Schiff passierte, war immer wieder über die afrikanischen Häfen erstaunt und freute mich dann als Martina, Mario und der „G“ wohlbehalten in Buenos Aires ankamen. Gespannt guckte ich dann jeden Tag, ob es etwas Neues von den 3 gab. Und wenn es dann wieder soweit war, verschlang ich die Berichte und saß staunend vor den Bildern. Danach wurde sich mit anderen HP-Besuchern ausgetauscht: „Hast du das schon gelesen? Ja, toll was die wieder erlebt haben…“ Und so gingen die Wochen ins Land und ich hatte immer noch nicht nach dem Urlaub gefragt. Umso glücklicher war ich dann als mein Chef mir ohne große Probleme ganze 4 Wochen und einen Tag Urlaub gab. So lange hatte ich noch nie Urlaub gehabt… Jetzt konnten die Reisevorbereitungen richtig losgehen. Flug buchen, Reisepass beantragen und versuchen ein bisschen Spanisch zu lernen. Ich gebe es zu, mit dem Spanisch lernen hat es nichts gegeben und ich habe auf die Sprachkenntnisse von M+M gesetzt. Der Rest der Vorbereitung lief aber gut und so fieberte ich dem Abreisetag entgegen. Aber ich machte mir natürlich auch so meine Gedanken: Haben sich die Beiden verändert, würden sie mich überhaupt noch kennen 😉 Und bei der Regelmäßigkeit der Berichte auf der HP, würden sie überhaupt noch Zeit für ihren Urlaub haben? Jedenfalls freuten sich auch die Eltern von M+M, dass jemand bei ihren Kindern nach dem Rechten guckte und gaben mir allerhand Pakete und Geschenke für die beiden mit. Und so füllte sich mein Rucksack mit Büchern, Strickwolle, Haribo Gummibärchen und mit Handbremsbelägen für den „G“. Da es die Beläge scheinbar in ganz Südamerika nicht gab, war Mario froh, auf dem Weg wieder eine funktionierende Handbremse zu bekommen… Wir hatten abgesprochen, dass ich nach Santiago de Chile komme und von da dann die Reise weiter nach La Paz in Bolivien gehen sollte. Also setzte ich mich in Frankfurt in den Flieger und machte mich über Paris auf den Weg nach Santiago. Nach kleinen Anlaufschwierigkeiten (siehe Bericht „Valparaiso und Santiago“) freute ich mich, dass wir uns gefunden hatten, war gespannt was mich die nächsten Wochen erwarten würde. Und ob sich meine Gedanken bewahrheiten würden. In den nächsten Tagen kam dann richtig Urlaubsstimmung auf. Die Sonne schien und die Temperaturen waren angenehm. Am Tag fuhren wir mal mehr, mal weniger Kilometer und zwischendurch gab es immer mal lecker Käffchen und Medialunas an einer Tankstelle oder in einem gemütlichen Straßencafé. Abends baute ich dann meistens mein Zelt neben dem „G“ auf und kam mir ein bisschen vor wie Pfiffi, der Wachhund, der sein Herrchen bewacht. In Wirklichkeit war es aber wohl eher umgekehrt… Denn ohne die beiden wäre ich ganz schön aufgeschmissen gewesen. Ich war froh eine so erfahrene „Reiseleitung“ zu haben. Eine „Reiseleitung“, die an den Grenzübergängen Scherze mit den Beamten machen kann, die im Supermarkt weiß, welche Dinge sie gerade kaufen und versteht wieviel man an den Mautstationen bezahlen muss. Denn ich verstand immer nur „Bahnhof“. Ich war froh, dass Mario am Steuer saß, während uns Martina durch den Großstadtdschungel von La Paz lotste und er uns anschließend sicher den berühmt berüchtigten „Bolivien Highway“ runter chauffierte. Und so stellte sich schon schnell heraus, dass sich meine Befürchtungen nicht bewahrheiteten. Man merkt den beiden an, dass sie jeden Tag genießen und sich absolut keinen Stress machen. Auch die Homepage bereitet nicht zu viel Arbeit. Am Abend werden Berichte geschrieben und Bilder ausgewertet und dann bei Gelegenheit hoch geladen. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Martina und Mario, dass sie mich die 4 Wochen ausgehalten haben und hoffe, dass ich nicht zu sehr in ihrem Windschatten „gelutscht“ habe. Den beiden wünsche ich weiterhin eine so tolle und erlebnisreiche Reise und das der treue „G“ auch weiterhin seinen Dienst gut verrichtet.

LA PAZ UND DIE YUNGAS

martinamario am 23. März 2007 um 15:46

Aufgrund der starken Regenfälle in der letzten Zeit – ja, es ist Regenzeit in Bolivien! – konnten wir nicht wie geplant die kürzeste (Pisten-)Verbindung nach La Paz fahren, sondern mussten zurück über Potosí die Asphaltstraße nehmen. Besonders groß war der Umweg aber nicht und mit einer Übernachtung im Hochland kamen wir schließlich in La Paz an.

Zunächst fuhren wir durch die wuselige Oberstadt El Alto und hatten von dort einen tollen Blick auf die große Stadt, die wie in einem Talkessel vor uns lag. La Paz ist die größte und wichtigste Stadt Boliviens und zugleich der Regierungssitz des Landes. Mit 3600m ist sie eine der höchstgelegenen Großstädte der Welt und bietet kein besonders homogenes Stadtbild. An den Hängen befinden sich die Häuser und Hütten der ärmeren Bevölkerung und je tiefer man ins Tal kommt, zieren teils tolle Bauten und Hochhäuser der reicheren Bewohner das Straßenbild.

Der Weg einmal quer durch La Paz stand uns bevor und mit Hilfe des GPS und der Karten haben wir das gut und ohne Schrammen gemeistert. Erst nach und nach kamen wir hinter das Fahrsystem der Minibusse, Trufis und Taxen und wenn man sich deren Fahrweise anpasst, scheint es gut zu gehen. So jedenfalls bei uns und wir sind gegen Nachmittag im Hotel „Oberland“ angekommen. Dieses Hotel gehört einem Schweizer und ist der (!) Übernachtungsort für Reisende mit eigenem Fahrzeug. Abends hatten wir keine Lust mehr auf Stadt, Trubel und Ausgehen und saßen dafür gemütlich bei Lamasteak und Zürcher Geschnetzelten vorm Ofen des Hotelrestaurants und haben die nächsten Tage geplant.

 

 

Gleich am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns wieder für ein paar Tage vom Hotel und starteten in Richtung der Yungas. Das sind tropische Täler am Ostrand der Cordillera Real und die Besonderheit ist, dass man innerhalb weniger Stunden einen 3000 m-Höhenunterschied mit verschiedensten Klima- und Vegetationszonen durchfährt. Und dass man die „gefährlichste Straße der Welt“ dazu befahren muss! Von La Paz aus steigt die Straße erst zum La Cumbre Pass auf 4650 Meter an, bevor es eine Abzweigung in die berühmt-berüchtigte „Todesstraße“ gibt. [inspic=1369,,400]Abzweigung deshalb, da seit drei Monaten eine neue, breite und asphaltierte Straße in die Yungas führt, an der Jahre lang gebaut wurde und zu unserem Glück diese nun von den LKW, Bussen und sonstigen Autos befahren wird. Trotzdem gilt auf der alten Straße weiterhin die Regel, dass der bergauf fahrende Verkehr Vorrang hat und rechts am Berg fährt. Wir als talwärts fahrendes Auto mussten links an der Schluchtkante fahren und hätten im Zweifelsfall Platz machen müssen. Wir waren sehr froh, dass uns an den heiklen Stellen kein Fahrzeug entgegen gekommen ist, da diese Stellen wirklich kaum breiter als unser „G“ waren und es mehrere hundert Meter senkrecht herunter ging. Die vielen Kreuze am Wegesrand haben wir irgendwie ignoriert, wussten jedoch aus dem Reiseführer, dass in der Vergangenheit jedes Jahr ca. 100 Menschen gestorben sind.

Schon bei der Passüberquerung am La Cumbre hat es in Strömen gegossen, sodass zahlreiche Wasserfälle unseren Weg säumten. Und auch zu Beginn der Yungatour hörte der Regen nicht auf. So hatten wir eine nicht allzu schöne Sicht ins Tal, doch nach einiger Zeit verschwanden die Regenwolken und wir hatten eine sagenhafte Aussicht. Bei der ganzen Aufregung aufgrund der Straße konnten wir diese genießen und waren überrascht, als sich große Farne mit tropischen Sträuchern und Bambus am Wegesrand abwechselten. Welch eine Augenweide nach dem einseitigen Hochland!

Nach 5 Stunden Fahrt erreichten wir die Puente Yolosa auf 1200 m und fuhren an der gegenüberliegenden Hangseite wieder auf 1750 m in den schön gelegenen Ort Coroico. Dort übernachteten wir im Hotel Esmeralda, Christoph in einem Zimmer und Mario und ich schliefen im Auto, und da sich am nächsten Morgen die Sonne in voller Stärke zeigte, entschieden wir uns spontan zu einem „Pool- und Relaxtag“ im Hotel.

Für die Rückfahrt nach La Paz wählten wir die neue Strecke und waren bald wieder im Hotel Oberland, wo wir vom hauseigenen Lama freudig begrüßt wurden! Gegen Nachmittag fuhren wir mit dem Bus in die Stadt und erkundeten diese im Zentrum.

 

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FLIEGENDER WECHSEL

 

Obwohl wir kein Reiseunternehmen sind, sind die Nachfragen nach „Teilzeitglobetrotter“-Möglichkeiten laut geworden und so nahmen wir am 16. März unseren zweiten Besucher auf.

Am Morgen um 5.30 Uhr standen wir mehr oder weniger verschlafen am Flughafen von La Paz und freuten uns, als wir meinen Cousin Kai unter den anderen Fluggästen entdeckten. Nach einem guten Flug über Dallas und Miami ist er wohlbehalten in Bolivien gelandet und hat sich ebenfalls gefreut, uns als Willkommenskomitee zu erblicken. 

 

Mit ihm zusammen sind wir im Taxi zurück ins Hotel, haben erst einmal ausgiebig gefrühstückt und uns danach nochmals in die Stadt begeben. Am Abend wollten wir alle Ereignisse feiern, die drei in der Summe waren: Kai´s Ankunft, Christoph´s letzten Tag und unser sechsmonatiges Unterwegssein! Mit Käsefondue vor warmen Ofen in dem Hotelrestaurant ist uns dies auch gelungen!

Das Aufstehen am nächsten Morgen fiel uns erneut schwer, da wir zum zweiten Mal zu früher Stunde am Flughafen sein mussten.

Diesmal, um Christoph zum Flieger zu bringen und ihn zu verabschieden. Wir haben ihn noch nie so aufgeregt gesehen und haben uns gefreut, dass er sich noch auf einem Kaffee zu uns gesetzt hat, bevor er gegen 8.30 Uhr Richtung Heimat los geflogen ist.

„STRAPAZEN IM BERG“

martinamario am 19. März 2007 um 16:42

Von Uyuni aus sind wir über die Cordillera de Chichas in die 215 km entfernt liegende Stadt Potosí gefahren und haben auf der Strecke wieder einmal schöne, kontrastreiche Landschaftswechsel erleben dürfen. Und ganz viele Lamas, die sich bei einem Stopp dem Auto zunächst neugierig zuwenden, dann aber, sobald man die Kamera zückt, schnell ihr Hinterteil preisgeben. Da ist das Teleobjektiv gefragt…
Potosí, einst eine der reichsten Städte Amerikas, ist mit seinen 162.000 Einwohnern die höchstgelegene Großstadt der Welt (4065m) und verdankt ihre Existenz und den ehemaligen Reichtum dem Silbervorkommen des Cerro Rico de Potosí. Insgesamt wurden seit dem 16. Jahrhundert etwa 46.000 Tonnen Silber aus dem Berg geholt, doch im 18. Jahrhundert kam der Absturz Potosís, da das Silber im Berg so gut wie ausgebeutet war. Einen erneuten Aufschwung brachte der Abbau von Zinn und Zink und letzteres wird auch heute noch in den Minen des Cerro Ricos abgebaut.
Wir haben eine solche Mine besucht und zusammen mit einem ehemaligen Minero, der nun als Guide arbeitet, begann die Tour auf dem Markt, wo sich die Mineros mit allen notwendigen Utensilien für ihre Arbeit eindecken. Die wichtigsten Sachen sind dabei Kokablätter, die sie den ganzen Tag kauen, um den Hunger und Durst zu unterdrücken, Dynamit, welches jedermann hier legal kaufen kann und 96% Schnaps, der nach Arbeitsschluss pur getrunken wird.
Es ist Sitte, dass man als Besucher der Mine den Mineros Geschenke in Form von oben genannten Dingen mitbringt und so haben wir unter anderen wohl das erste und letzte Mal in unserem Leben legal Dynamit gekauft! Die Fahrt ging mit dem Kleinbus weiter zu einem Mirador des Cerro Ricos, von dem man gut die Stadt überblicken konnte und wo Daniel, unser Guide, eine Sprengung demonstriert hat.
Und dann sind wir mit Schutzkleidung, Helm und Lampe ausgestattet in eine Mine hinein gegangen, die kein Museumstollen ist, sondern in der „normal“ gearbeitet wurde.
So interessant es war, so schockierend war es auch zu sehen, unter welchen Bedingungen die Männer dort arbeiten. Beleuchtung, Notausgänge und Stahlträger haben wir nicht gesehen, dafür morsche Holzbalken zum Abstützen und Männer, die den Berg mit Hammer und Meisel bearbeiten und das Gestein mit Schubkarren nach draußen schaffen. In solch einem Fall sind wir immer schnell zur Seite gesprungen, um nicht den schnellen Lauf des Mineros zu stören. Doch das zur Seite springen war längst nicht so einfach, da die Gänge sehr klein, eng und niedrig waren.
Da wir eine kleine Gruppe mit nur vier Besuchern waren ist Daniel mit uns in Gänge hinein gegangen, in denen man wirklich manchmal nur auf allen vieren vorwärts kriechen konnte. Dann musste hin und wieder ein Loch überstiegen werden oder durch eine kleine Öffnung gekrabbelt werden, um in drunter oder drüber liegenden Gang zu gelangen. Der Berg kam uns vor wie ein Schweizer Käse und wir wunderten uns, dass er überhaupt noch bearbeitet werden darf und nicht schon längst eingestürzt ist.
Wie wir erfuhren, besteht ein Abbauverbot lediglich in den oberen 400 Metern des Berges, sonst gibt es keinerlei Regeln und Vorschriften und die insgesamt 15.000 Mineros im Alter von 14 bis 45 Jahren arbeiten an 6 Tagen die Woche unter diesen harten Bedingungen im Berg. Für bolivianische Verhältnisse verdient ein Minero mit umgerechnet 5 Euro am Tag sehr gut, doch die Arbeit und die Vergütung steht in keinem Verhältnis. Wenn man die Gefahren bedenkt (in diesem Jahr sind bereits zwei Mineros im Berg gestorben) und weiß, dass viele nicht älter als 45 Jahre alt werden, dann ist ihr Lohn diese Strapazen nicht wert. Das Durchschnittsgehalt in Bolivien, wo 60% der Bevölkerung keinen geregelten Job haben, beträgt ca. 50 Euro im Monat.
Nach diesen vielen Eindrücken waren wir froh, nach 2 Stunden das Tageslicht wieder zu sehen und fuhren schweigend in die Stadt zurück. Dort packten wir unsere Sachen und starteten noch am Nachmittag in Richtung Sucre.

Nach etwa 2 Stunden Fahrt hatten wir am frühen Abend Sucre erreicht und befanden uns seit langen einmal wieder unter der 3000 Meter-Höhen-Marke, auf 2790 m. Die nominelle Hauptstadt Boliviens wurde 1538 gegründet und hat uns wegen der gut erhaltenen kolonialen Bausubstanz sehr gut gefallen. Ehrlich gesagt haben wir nicht sämtliche historische Gebäude abgeklappert, sondern sind durch die Stadt geschlendert, haben uns in ein Café gesetzt, Leute auf dem Plaza beobachtet (!) und die nette Atmosphäre der „weißen“ Stadt genossen.
Lustig war eine Taxifahrt zurück zu unserem Hostal, bei der wir entdecken durften, dass der Fahrer lediglich das Lenkrad vor sich hatte und Christoph, der auf dem Beifahrersitz saß, auf sämtliche Armaturen vor sich blicken konnte. Japanisches Billig-Exportprodukt!!!