KÖPFE AUS STEIN

martinamario am 14. September 2007 um 16:06

Kurz nachdem wir den Yellowstone Nationalpark verlassen hatten, kamen wir durch die Ostausläufer der Rocky Mountains nach Cody. Diese Stadt ist die Hauptstadt des Buffalo Bill- Kultes und an jeder Ecke ist etwas von dem damaligen Westernhelden zu sehen. Im Gegensatz zu den Amerikanern ist uns die Person aber eher unsympathisch, da er sich unter anderem damit gerühmt hat, in drei Monaten 4500 Bisons erlegt zu haben. Und so mit vielen anderen für die beinahe Ausrottung der Tiere gesorgt hätte.
Wir fuhren weiter durch die Prärie Wyomings und der G musste sogar noch einmal ordentlich kämpfen, als wir bei 30° Außentemperatur die Big Horn Mountains erreicht hatten und hinaufgeklettert sind. Für uns war es zum Landschaftsbild der Prärie eine tolle Abwechslung, doch der G brauchte am Gipfel seine verdiente Pause zum Abkühlen.
Auch der nächste Gebirgszug, nun schon in South Dakota, folgte bald und wir hatten die Black Hill Mountains erreicht. Dieses schwarzwaldähnliche Gebirge ist selten auf einer „normalen“ Reiseroute durch die USA enthalten, doch wenn wir schon mal in der Nähe waren, wollten wir auch einen Halt einlegen. Und warum? Weil sich hier der Mount Rushmore mit den vier 20 Meter großen Präsidentenköpfen von Washington, Jefferson, Lincoln und Roosevelt eingemeißelt im Felsen befindet.
Ein gigantisches Gegenstück zum Mount Rushmore lässt sich in Umrissen etwas weiter südlich erkennen. Der Künstler Ziolkowski hat auf Einladung der Sioux begonnen, den Sioux-Häuptling Crazy Horse samt seines Pferdes in einer Gesamtgröße von 170 Metern im Fels zu hauen. Bis jetzt sieht man die ersten Umrisse und es wird noch fleißig gesprengt, gehämmert und gebaggert.
Für uns interessanter war aber der in der Nachbarschaft gelegene Badlands Nationalpark und wir verbrachten dort mehr Zeit mit dem Bewundern der bizarren Sandsteinformationen und seltsam ausgewaschenen Erdhügel. Bei einem Trail durch das Gebiet kamen wir uns vor wie auf dem Mond und konnten die Namensgebung der ersten Europäer, die als Trapper und Abenteurer hier hindurch kamen, verstehen: schlechtes Land. Zumindest zum Ansiedeln und Anbauen von Getreide oder ähnlichem.

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YELLOWSTONE NATIONALPARK

martinamario am 9. September 2007 um 14:48

Einer der Gründe für den Abstecher in die USA war der Besuch des Yellowstone Nationalparks. Dieser Nationalpark wurde bereits 1872 gegründet und war somit die erste derartige Einrichtung überhaupt. Den weitsichtigen Gründern ist es zu verdanken, dass wenigstens noch in einem Gebiet Nordamerikas die ursprüngliche Flora und Fauna erhalten geblieben ist und sich auf 10.000 km² in über 2000 m Höhe ausdehnt.
Hauptanziehungspunkt sind die Geysire und heißen Quellen des Parks, aber ebenso auch die Landschaft mit den zahlreichen Tieren. Nachdem wir durch den Westeingang in den Park gekommen waren, staunten wir nach ein paar Kilometern Fahrt nicht schlecht, als es plötzlich neben der Straße aus dem Boden qualmte, blubberte, brodelte, spritzte und zischte. Wir waren am ersten Becken angekommen und konnten bei einem Rundgang auf Holzbohlen die Vorgänge aus nächster Nähe beobachten und riechen. Irgendwie fühlten wir uns dem Erdinneren plötzlich ganz nah! In der Art und Weise verbrachten wir dann den ganzen Tag, immer mit der Entdeckung neuer Becken mit Geysiren und heißen Quellen. Wir fühlten uns sehr an Island und Neuseeland erinnert, nur das die Gebiete hier noch viel, viel weitläufiger waren.

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Um eine Pause von den einmaligen Eindrücken zu bekommen, entschieden wir uns in den Grand Teton Nationalpark zu fahren, der im Süden direkt an den Yellowstone anschließt. Dort unternahmen wir eine Wanderung um den Jenny Lake und hatten uns schon geärgert, dass wir die Bärenglocke vergessen hatten, als es plötzlich im Gebüsch raschelte. Zum Glück war es kein Bär, sondern zwei Moose, die nordamerikanischen Elche. Die Kuh gönnte sich gerade eine Schwimmrunde im See, während der Bulle im Dickicht weiter gefressen hat. Und wir waren nur 20 Meter von beiden auf dem Trail entfernt. Am Abend waren wir von der Wanderung und von den „hautnahen“ Erlebnissen ganz geschafft und haben uns sehr gefreut, dass es im Grand Teton NP freie, schön gelegene Campingplätze gab. Dort haben wir schließlich zwei Nächte verbracht, bis wir uns „aufnahmebereit“ für die zweite Runde durch den Yellowstone gefühlt haben.

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Und aufnahmebereit mussten wir auch sein, denn wieder erwarteten uns die Geysire und heißen Quellen in den schönsten Farben und unterschiedlichsten Formen und Auswürfen. Einfach toll.
Außerdem sollte es wieder ein Tag der Tierbeobachtung werden und es ist im Park nicht schwer, auf große Bisonherden zu stoßen. Ohne den Nationalpark allerdings wäre aller Wahrscheinlichkeit nach auch der Bison ausgestorben. Noch Mitte des 19. Jahrhundert bevölkerten Millionen dieser friedlichen, urigen Tiere die weite Prärie des Mittleren Westens. Bis der weiße Mann kam. Zum Teil aus „Sportsgeist“ wurden die Tiere einfach nur so abgeknallt, aber auch um den Indianern die Lebensgrundlage zu entziehen. Seit Jahrtausenden dienten ihnen die rund 500 kg schweren Tieren als wichtiger Nahrungsbestandteil.
Im Jahr 1902 existierten in Bereich des Parks noch ganze 23 Tiere, die auf eine Farm gebracht und unter strengster Kontrolle gehalten wurden. Dort konnten sie sich vermehren, bis die Herde 1936 wieder zurück in ihre natürliche Umgebung gebracht und sich dort weiter vermehren konnte. So gut, dass es immer wieder zu Konflikten mit den Farmern der Umgebung kam und kommt, da die Tiere sich natürlich nicht an die imaginären Grenzen des Parks halten.

Ein ganz anderes Thermalfeld schauten wir uns im Norden des Parks an: die Mammoth Hot Springs. Das heiße Quellwasser wird hier auf dem Weg an die Oberfläche mit dem Kalziumkarbonat des Steines angereichert, das sich bei Austritt an die Oberfläche um die Öffnung herum ablagert und auf diese Weise Terrassen bildet. Die Mammoth Hot Springs müssen in vergangenen Tagen einmal aktiver gewesen sein, denn viele der heißen Quellen waren nun versiegt und nur zwei bis drei Quellen bildeten die eindrucksvollen Terrassen. Da die Campingplatzversorgung hier nicht frei war, fuhren wir aus dem Nordausgang heraus und suchten uns in der Nähe einen Platz für die Nacht. Mario hat mich zwar ausgelacht, aber ich war der festen Überzeugung, dass das einmal ein Planwagenzug-Rastplatz der damaligen Zeit gewesen sein muss! Und die Indianer haben von der Felskante herunter gespäht…
An unserem letzten Tag im Yellowstone NP kamen wir schließlich auch hinter die Namensgebung und betrachteten die vom Yellowstone-River ausgewaschene tiefe, aus gelben Sandstein bestehende Schlucht! Und neben dem Entdecken von Fischadlern und eines alten Moose, dem die Haut vom Geweih in blutigen Fetzen herabhing, verabschiedete uns zur Krönung der tollen Tage auch noch ein Grizzly-Bär aus dem Park!

DAS GUTE AN UNSERER REISE IST …

martinamario am 5. September 2007 um 16:09

… unter anderem, dass wir keinen festen Terminplan, geschweige denn eine feste Reiseroute haben. Und so kam es, dass wir spontan wieder in die USA eingereist sind. Wir haben unsere noch verbleibenden Tage hochgerechnet und gesehen, dass wir für die Durchquerung Kanadas bis Montreal noch ziemlich viel Zeit gehabt hätten. Warum also nicht in die USA fahren und dort Highlights anschauen?!
Und als die erneute Einreise in die USA überhaupt kein Problem war und wir für weitere drei Monate die Aufenthaltsgenehmigung erhalten hatten, war die Route klar. Im Bundesstaat Montana steuerten wir den in den Rocky Mountains liegenden Glacier Nationalpark an und blieben zwei Tage. Anders als der Name vermuten lässt, gibt es kaum noch sichtbare Gletscher im Park, doch das hochalpine Gebiet allein schon beeindruckt. Der Park liegt direkt an der kanadischen Grenze und bildet zusammen mit dem Waterton Lakes Nationalpark auf kanadischer Seite den International Peace Park. Nach einer kurzen Runde auf dem Lehrpfad „Trail of the Cedars“ ging es auf der „Going-to-the-Sun-Road“ hinauf zum Logan Pass auf 2025 m. Dort wanderten wir auf einem schönen Weg in Richtung Hidden Lake Overlook und wurden lediglich von zwei Ziegen aufgehalten. Gar nicht so einfach, sich den schmalen Pfad mit den Tieren zu teilen!
Wieder aus dem Park heraus, kamen wir durch einen Ort mit dem tollen Namen „Hungry Horse“ und wollten die Dorfgeschichte erst gar nicht erfahren. Uns hat es eher zu den „Hucklesberries“ gezogen und waren froh zu deren Ernte in der Gegend zu sein. Mmmmh, lecker Heidelbeerkuchen; violette Zunge inklusive!
Gar nicht toll war ein großer Waldbrand, dessen beißender Geruch uns schon von weiten auf der Fahrt am Flathead Lake entgegenstieß. In Seeley Lake erkundigten wir uns und erhielten eine erschreckende Information über das Ausmaß des Feuers. Man hatte es wohl soweit im Griff, aber noch immer gab es kleine Brandherde, die unter Kontrolle gebracht werden mussten. Im Ort selbst war die Gefahr gebannt und zahlreiche Schilder dankten den „Firefighters“. Je südlicher wir kamen, umso trockener und heißer wurde es und um Deer Lodge und Butte befanden wir uns irgendwann im totalen „Dunst“. Der Himmel war nicht mehr blau und die Sonne war gar nicht auszumachen; ganz seltsam, aber auch interessant. Hügeliges Land mit gelegentlichen grünen bewässerten Flecken säumten den Freeway, doch der Rest der Landschaft war in beige und gelb gehalten.
Erst als wir durch das schöne Tal des Gallatin Rivers fuhren, änderten sich die Farben und wir entdeckten wieder Kontraste zwischen dem Blau des Himmels, dem Grün der Wälder und Wiesen und dem Blau des Flusses. Wunderschönes Montana!