ROCKY MOUNTAINS

martinamario am 3. September 2007 um 21:10

Vom Ende des Alaska Highways in Dawson Creek war es nicht mehr weit und wir hatten nach zwei Tagen Fahrt durch langweilige Agrar- und Waldgebiete die Rocky Mountains erreicht. Unser Ziel waren die vier zusammenhängenden Nationalparks in den Rockies: Jasper, Banff, Yoho und Kootenay. Vor der Einfahrt in den Park deckten wir uns mit Lebensmittel ein und fuhren nörd-östlich von Jasper hinein. Den ersten Stopp legten wir bei den Miette Hot Springs ein und um uns ein Bad in diesen Openair-Pools zu verdienen, wanderten wir zuvor einen kurzen Trail entlang zu einem Aussichtspunkt. Von dort hatten wir ein (erstes) herrliches Panorama auf die Bergwelt der Rocky Mountains, aber das Bestaunen dieses wenig später aus den Pools war auch nicht übel!
Weiter ging es und schon bald hielten wir wieder an, um dem Maligne Canyon einen Besuch abzustatten. Im Ort Jasper hat uns nicht viel gehalten und wir bevorzugten die Fahrt in Richtung Süden auf dem Icefields Parkway, der angeblich schönsten Gebirgsstrecke Kanadas. Obwohl uns von vielen Seiten erzählt wurde, dass Wildcampen im Park nicht möglich sei, haben wir es die gesamte Zeit auch hier geschafft, schöne „freie“ Plätze zu finden und haben gerade diese genossen.
Die weitere Route haben wir für gelegentliche Stopps unterbrochen, wie zum Beispiel den Athabasca Falls oder dem Columbia Icefield. Von dem „Wilcox Trail“, der auf der gegenüberliegenden Seite des riesigen Eisfeldes lag, ließen sich die Gletscher noch besser als von der Straße überblicken und so wanderten wir dort eine Weile entlang.

Das nächste Highlight war im nahtlos anschließenden Nationalpark Banff der Lake Louise. Nicht nur für uns, sondern auch hunderte anderer Leute. Bei der Größe des Parkplatzes hätte man denken können, es findet eine Riesenveranstaltung statt, doch es war wohl ein normaler Sommerferienandrang. Nichts desto trotz verlor der See und das Panorama nichts an seiner Schönheit und wir bummelten ein bisschen am Ufer umher. Der Andrang war ein paar Kilometer weiter in dem Ort Banff auch nicht weniger und wir blieben auf einen Kaffee und Schaufensterschauen. Für Wandern oder kurze Trails fehlte uns irgendwie die Lust und so verließen wir mit ein paar Stopps im Kootenay Nationalpark die Gegend in Richtung Südosten.

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LEUCHTENDE NÄCHTE

martinamario am 28. August 2007 um 21:05

Bald schafften wir den Absprung aus Dawson City und nahmen den Weg durch das Yukon Territory Richtung Süden auf. Durch endlose Wälder und Gebirge fuhren wir den Campbell Highway entlang und hatten diese Schotterpiste fast für uns alleine. Wäre da nicht eine einzige Baustelle gewesen, bei der wir fünf Minuten auf das „Pilot Car“ warten mussten, um ja keinen Unfug beim Durchfahren dieser anzustellen.
Mit tollen Stopps an Seen und Flüssen versuchte Mario sein Angelglück, doch dieses war leider nicht bei ihm. Es werden zwar immer die ultimativen Blinker und Haken gekauft, doch es hilft alles nichts. Wenn ich die Anzahl der Fischfilets dagegen rechne, die wir für das Geld hätten kaufen können, heißt es immer, dass ich das nicht verstehen würde und es darum ja gar nicht geht. Na ich bin gespannt, wann ich es mit dem Genuss eines selbst gefangenen Fisches verstehe! Trotzdem sind die Stopps natürlich herrlich und bieten eine tolle Abwechslung zur Fahrerei. Etwa in der Mitte des Campbell Highway hatten wir aber besonderes Glück. Nein, nicht mit dem Fischen, sondern wir haben in der Nacht Polarlichter gesehen. Bei Kälte haben wir ausgeharrt, den Sandmann schnell aus den Augen gewischt und das Phänomen lange bestaunt. Einfach toll!
Der „Kreis“ hat sich bald geschlossen und wir befanden uns bei Watson Lake wieder auf dem Alaska Highway. Diesmal unterwegs in die südliche Richtung zum Anfangspunkt in Dawson Creek. Doch bevor wir uns auf die Strecke begaben, hielten wir in Watson Lake beim Schilderwald an. Dort hatte damals, zu Bauzeiten des Highways, ein Soldat aus Heimweh das Schild seiner Herkunft aufgehangen und in der Folge taten es ihm viele andere Leute gleich. Immer mehr und mehr Pfosten wurden und werden ergänzt und wir konnten auch viele Schilder aus der Heimat entdecken.
Die folgenden Entdeckungen auf der Fahrt waren aber um einiges besser, denn wir sahen Bisons, Elche, Big Horns, Füchse und allerlei Vögel. Die Bilder sagen alles weitere:

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ERWIN’S GOLD UND INGO’S HÜTTE

martinamario am 24. August 2007 um 20:12

Es scheint, als ob Supermärkte für uns die kommunikativsten Plätze wären…, denn in Dawson City lernten wir im „General Store“ Erwin kennen. In einer netten Unterhaltung erfuhren wir, dass er bereits 1961 Deutschland verlassen hatte und nach Kanada ausgewandert war. Er lebt seitdem in Whitehorse und verbringt die kurzen Sommermonate aber in Dawson City, um nach Gold zu suchen!

Klar, dass damit unser Interesse geweckt wurde und wir im nächsten Moment zu seinem Claim eingeladen waren. Und schnell war die Anfahrtsskizze zu seinem „Nugget Gulch“ auf die Rückseite des Kassenzettels gezeichnet.
Wir hatten gelesen, dass auch heute noch in der Gegend um Dawson City bis zu 2200 kg Gold im Jahr gefunden würden (zur Blütezeit waren es damals 34.000 kg), doch so richtig vorstellen konnten wir uns das nicht. Vor allem, wie die Leute das anstellen würden. Unsere Vorstellung von Erwin´s Goldsuche ging daher auch in die naive Richtung, sodass wir ihn mit Goldwaschschüssel am Fluss vor uns sahen. Zumal er es (als Rentner) als Hobby betreibt. Doch was uns an seinem abgesteckten Claim erwartete, übertraf alles.
Als wir ankamen saß Erwin im Führerhaus eines großen Schaufelbaggers und war gerade dabei, Erdhaufen von A nach B zu verfrachten. Und dieser Bagger war nicht die einzige große Maschine; ein ganzer Fuhrpark stand in dem ausgebaggerten Creek bereit!
Nach dem Willkommen gab es zunächst einmal eine Einführung in die Gesteinskunde und Erwin erzählte uns, wo und wie sich das Gold in der Theorie (!) im Berg befindet. Die Erklärung der Maschinen und der Abläufe lief dann nebenbei, denn wir sahen ja, welche Schritte mit welcher Maschine gemacht wurden.
Zunächst wurden ca. 45 große Baggerschaufeln Gestein in die große Goldwaschanlage geladen. In dieser wurden unter hunderten Litern von Wasser und Schütteln und Rütteln große von kleinen Steinen getrennt und der Schlamm gut durchgewaschen. Das Wasser wurde von einem künstlich angelegten Teich zur Maschine gepumpt und in einen anderen Tümpel wieder zurückgeleitet. Nach einer Stunde war der Teich fast leer und der Steinhaufen war in der Goldwaschanlage getrennt und sortiert worden. Nun reinigte Erwin mit Marios Hilfe die Anlage. Und dabei entdeckten wir das erste Goldnugget. Ja wirklich, ein 1 cm großes Stück Gold! Aber wir erfuhren auch sogleich, dass das ein Glücksfall war und sahen, dass die anderen Goldstückchen den Namen „Stückchen“ verdient hatten.
Doch bevor es mit dem Fund der „Anderen“ soweit war, musste in einem langen Arbeitsgang die Maschine und all ihre kleinen Eckchen sauber gemacht werden. Der „gute“ Schlamm, in dem sich Gold befinden könnte, wurde in Eimer gefüllt und die Teppiche, über die die Schlammasse geleitet wurde, mussten rausgeholt und ausgespült werden. Keine schöne Arbeit und gerade an einem so regnerischen Tag, wie wir ihn bei Erwin erwischt hatten, nicht die Tollste!
Ein paar Kellen Schlamm wusch Erwin schließlich mit der Schüssel am Bach aus und den Rest füllten wir nach und nach in eine kleinere Goldwaschmaschine. Nach gleichem Schüttelprinzip wurden auch hier die verschiedenen Steine getrennt und das Gold setzte sich aufgrund der Schwere am Boden ab. Nach vielen Waschgängen war die Arbeit schließlich getan und das Gold präsentierte sich in der Schüssel vor uns: wir waren begeistert! Richtiges Gold!!! Und wir bekamen sogar einige kleine Goldstückchen geschenkt.
2200 kg waren es zwar nicht gerade, doch wir sind ja sowieso nicht davon ausgegangen, dass wir den Jahresrekord brechen würden. Erwin war aber nicht sonderlich begeistert über die Ausbeute und wollte es am nächsten Tag an einer anderen Stelle probieren. Was für ein Hobby!

Wir durften Dawson City nicht verlassen, ohne unseren wichtigsten Auftrag dort erledigt zu haben. Dieser stand bereits vor unserer Abreise vor nun fast einem Jahr in Deutschland fest und lautete: Ingo´s Hütte.
Ingo ist ein Freund von uns und hat den Sommer 1990 in Kanada verbracht. Zusammen mit einem Freund hat er in der Nähe von Dawson City am Yukon River einen Claim abgesteckt und auf diesem ein kleines Blockhaus errichtet. Die Erzählungen und Geschichten um diese Blockhütte sind immer sehr abenteuerlich und interessant, sodass für uns klar war, wir wollen uns das Ganze mal ansehen. Und außerdem hatten wir oben besagten Auftrag von Ingo, mal nach dem Rechten zu sehen und die ein oder andere Ausbesserungsarbeit zu übernehmen.
Allerdings mussten wir erst einmal jemanden finden, der uns den Yukon hinunter zur Hütte fahren würde. Denn sie lag nach Ingo´s Beschreibung ca. 16-20 km nördlich von Dawson City an einem kleinen Bach namens „Quebec Creek“ und war nur über das Wasser zu erreichen. Wir lungerten also ein wenig am kleinen Hafen von Dawson City herum, dort wo ein paar Motorboote lagen und fragten uns nach einer Fahrgelegenheit durch. Leider waren nicht allzu viele Leute bei ihren Booten, doch nach einer Weile trafen wir John und er erklärte sich bereit, uns hinzubringen. Von einem Quebec Creek hatte er zwar noch nie gehört, aber da uns Ingo mit ungefähren GPS-Koordinaten ausgestattet hatte, waren wir drei bei der Abfahrt recht zuversichtlich, dass wir die Hütte finden würden.
Mit der Strömung fuhren eine halbe Stunde flussabwärts nach Norden und legten an einem Bachzulauf am Ufer an. Das Boot war schnell vertaut und John hatte sichtlich Spaß, uns bei der Suche zu begleiten. Jetzt war er auch neugierig geworden! Laut Ingo lag die Hütte ca. 3 Minuten zu Fuß vom Yukon entfernt und wir merkten nach 10 Minuten durch dichten Wald, dass wir wohl auf der falschen Seite des Quebec Creek suchten. Also sprangen wir durch den Creek, holten uns nasse Füße und setzten die Suche auf der vermeintlich richtigen Seite fort. Und dann sahen wir sie auch schon: Ingo´s Hütte! Wow.
Damals nur mit Axt und Säge gebaut, hat sie all die Jahre gut überstanden und sämtlichen kanadischen, harten Wintern getrotzt. Gute Arbeit! Lediglich in einer Ecke des kleinen Raumes war es feucht und die Balustrade war leicht morsch und wackelig.
Tja Ingo, den von dir gewünschten Ofen konnten wir leider nicht auftreiben und aufstellen, doch wenn du mit deinen Kindern bald hinfährst, brauchst du ja auch noch ein Projekt. Das Auskundschafts-Auftrag haben ja nun wir ausgeführt!