ENTLANG DER CARRETERA AUSTRAL (SÜDEN)

martinamario am 26. Januar 2007 um 18:27

 

Bevor es nach Chile gehen sollte, haben wir auf der argentinischen Seite in Los Antiguos am Lago Buenos Aires die günstigeren Dieselpreise genutzt und den „G“ plus Zusatztank vollgetankt. Zum Glück hatten sie an dieser Tankstelle nicht die sonst im Grenz- und Touristengebieten eingerichteten doppelten Touristenpreise und wir haben den Normalpreis gezahlt. Wobei dazu zu sagen ist, dass wir bis jetzt immer Glück hatten oder so lange diskutiert haben, dass wir stets den Normalpreis gezahlt haben!

Es war beachtlich, aber sobald wir die Grenze nach Chile in dem Örtchen Chile Chico passiert hatten, wurde es grüner und grüner. Wiesen, Blumen, Wälder (leider in der Minderheit, da viel gerodet wurde) und einige Obstplantagen. Ab und zu kam ein Verkaufsschild an der Straße, welches auf Obst oder Gemüse hinwies und da haben wir nicht gezögert, uns mit Kirschen einzudecken, mhhh!

Noch am gleichen Gewässer, nun aber mit dem Namen Lago General Carrera auf der chilenischen Seite, führte uns die Piste entlang und wir hatten sagenhafte Ausblicke auf den See und die umgebene Landschaft. Die Piste war gut zu fahren und so umrundeten wir gemütlich den See, bis wir im Südwesten auf die Carretera Austral einbogen, von der gesagt wird, dass sie Chiles schönste Route in die Einsamkeit ist!

Aus militärischen Gründen, um parallel zur Grenze nach Argentinien eine Nord-Südverbindung zu schaffen, hat der chilenische Diktator Pinochet in den 70er Jahren den Bau der Straße in Auftrag gegeben. Sie führt als Schotterpiste ca. 1100 Kilometer weit durch den „Großen Süden“, wie der chilenische Teil Patagoniens genannt wird. Oder auch der wilde Süden.

Durch dichte Wälder, vorbei an tiefblauen Seen, schneebedeckten Gipfeln, Fjorden und ab und zu einmal einem Örtchen fuhren wir fast alleine, wobei sich die Örtchen meist auf eine Ansammlung von drei bis fünf Häusern beschränken.

Und obwohl wir fast alleine unterwegs waren, trafen wir doch genau auf der Carretera Austral Sabine und Michael mit Lucy. Bis zu diesem Zeitpunkt „kannten“ wir uns nur aus dem Internet und haben uns gegenseitig verfolgt. Das zufällige Treffen verpflichtete natürlich zu einer Kaffeepause mit Schokolade und Haribo Gummibärchen (!) und wir tauschten Info´s aus, da die Beiden aus dem Norden kamen und wir ihnen vom Süden erzählen konnten. Ach ja, Lucy ist das Auto!

 

RUTA CUARENTA

martinamario am 24. Januar 2007 um 17:04

Was die Ruta Tres (3) im Osten Argentiniens an der Atlantikküste ist, ist die Ruta Cuarenta (40) im Westen des Landes. Beide durchziehen das Land im Nord-Süd-Verlauf, mit dem Unterschied, dass die Ruta 3 überwiegend asphaltiert ist und sich die Ruta 40 als Schotterpiste präsentiert! Zumindest in dem knapp 600 km langen Teilstück, welches wir von Tres Lagos kommend bis zum Lago Buenos Aires befahren haben.
Die Piste verläuft im Regenschatten der Andenkette und führt deshalb durch ein sehr trockenes, weitgehend gleichförmiges Steppengebiet, in dem nur niedrige Sträucher und Büschelgräser wachsen können. Und natürlich auch aufgrund des ständigen patagonischen Windes ist höheres und größeres Wachstum kaum möglich. Ab und zu wird das flache Landschaftsbild durch kleinere Mittelgebirgszüge unterbrochen und obwohl sich das scheinbar langweilig anhört, hat uns die Strecke irgendwie beeindruckt. Denn gerade die Pflanzen und die Tiere (z.B. Guanakos, Nandus, patagonischer Hase), die dort überleben können zählen für uns zu den „Mutigsten“. Ist doch irre, wie sich die Natur anpasst! So gab es immer neue Pflanzen zu entdecken und teilweise präsentierten sich die schönsten Blumenkissen rechts und links der Piste. Vereinzelte Hinweisschilder auf Estancias verrieten uns, dass diese Gegend sogar bewohnt ist, wenn auch sehr, sehr wenig. Laut Reiseführer hat in der gesamten Region Santa Cruz jeder Einwohner 1,5 km² Platz, wobei das Landesinnere fast menschenleer ist. (Die Region ist die zweitgrößte und am dünnsten besiedelte Provinz Argentiniens. Sie hat die Größe der alten Bundesrepublik Deutschland und etwa 160.000 Menschen leben dort.)
Wir sind auf der Schotterpiste gut vorwärts gekommen und mussten nur einmal einen kurzen Reparaturstopp einlegen. Am Morgen hatten wir uns beim Verlassen unseres Schlafplatzes abseits der Piste den Tankschutz an einem größeren Stein locker gefahren. Richtig locker war er eigentlich nicht, doch das Gerüttel und Geschüttel auf der Piste hat ihm den Rest gegeben. Mit Hilfe eines Gurtes und Draht, welches wir von einem kaputten Zaunstück aufgelesen hatten, war er schnell wieder fixiert und die Piste konnte ihm nichts mehr anhaben!

Ein weiteres Ziel hatten wir mit den Cuevas de las Manos („Höhle der Hände“) erreicht. Für eine Führung am Abend war es zu spät und so verbrachten wir die Nacht in der Nähe der Höhlen in einem tollen Canyon, in dessen Tal sich der Rio Pinturas wie eine grüne Oase schlängelte.
Am nächsten Morgen bekamen wir eine Privatführung und erfuhren, dass die zahlreichen, von indianischen Ureinwohnern hinterlassenen Malereien zu den ältesten menschlichen Zeugnissen Südamerikas gehören. Die einzelnen Epochen können aufgrund der Motive unterschieden werden und so datiert man die ersten Jagdszenen auf ca. 9500 v. Chr.. Guanakos und Gruppen von Jägern in rot, ocker, violett und schwarz sind zu sehen, wie auch Handnegativdrucke aus einer späteren Epoche.
Beim Verlassen des Gebietes waren auch wir davon überzeugt, dass die Malereien nicht vom Tourismusbüro in Auftrag gegeben wurden (Scherz!) und fühlten uns noch mehr bestätigt, als wir die Aufnahme zum Unesco-Welkulturerbe auf einem Schild sahen!
Eigentlich hätten wir uns an dieser Stelle der Weiterfahrt nach Chile entweder für den Weg über den Paso Roballo entscheiden müssen oder alternativ dazu für die Strecke entlang des Lago Buenos Aires, wie der See auf argentinischer Seite heißt und auf chilenischer Lago General Carrera. Beide gelten als schöne Routen, die sich laut unserer Karte aber nicht vereinbaren ließen, bzw. so fahren ließen, dass man beide Varianten sehen könnte. Zum Glück hatten Michi und Renate von einem Argentinier eine Route erfahren, die sie an uns weitergaben und die wir schließlich auch fuhren. Zunächst ging es in Richtung des Paso Roballo, doch anstatt über die Grenzstation nach Chile einzureisen, sind wir „rechts“ abgebogen und eine kleine Piste entlang der argentinisch-chilenischen Grenze (über einen 1400 Meter hohen Pass) zum Lago Buenos Aires gefahren. Bauarbeiter auf der Strecke erzählten uns, dass die entscheidende Brücke erst vor einem Jahr wieder aufgebaut wurde. Welch ein Glück für uns, denn so sahen wir vom türkisblauen See über grüne Wiesenlandschaft bis hin zu bizarren Felsformationen zahlreiche Variationen der Natur und übernachteten schließlich am Ende einer tollen Tour an einem Fluss kurz vor Los Antigos, wo am Abend zu allem Romantik-Überschuß auch noch ein Gaucho mit Pferd und Hund vorbei kam!

No Images found.

FITZ ROY

martinamario am 19. Januar 2007 um 16:02

 



Für südamerikanische Verhältnisse nur einen Katzensprung von El Calafate entfernt (270 km) liegt El Chalten, ein kleines Dorf, welches nur zu existieren scheint, da sich dort der Einstieg für Touren zum Fitz Roy und zum Cerro Torres befindet. Auch wieder nur über eine Stichstraße zu erreichen, fuhren wir die 90 Kilometer am Lago Viedma entlang und konnten unseren Augen kaum trauen, als wir schon in der Ferne das Fitz-Roy-Massiv sahen. Er ist mit 3375 m zwar einer der niedrigeren Berge Argentiniens, dafür aber das Traumziel für Bergsteiger aus aller Welt!

So wurde die Fahrt durch die patagonische Steppe nicht langweilig und wir staunten, wie er sich mit seinen spitzen Zacken, an denen sich noch nicht einmal der Schnee zu halten scheint, aus der Ebene erhebt. Und das alles ohne eine Wolke am Himmel! Wir Glücklichen.

 

 

 

Auf einem kostenlosen Campingplatz vor El Chalten, von dem aus man Sicht auf den Fitz-Roy, wie auch den Cerro Torres und die Nachbarberge hat, wurden wir bereits von Rock, unserem Begleiter in der letzten Zeit erwartet und auch wir richteten uns auf dem Platz ein. Die Sonne veranlasste uns, mal wieder die kurzen Hosen anzuziehen und die Stühle vom Dach zu holen. Nachdem wir uns Kartenmaterial von der Touristeninfo besorgt hatten, hieß es Wäsche waschen, Auto „pflegen“, Reiseführer studieren, den nächsten Tag planen und eben solche Sachen zu erledigen, die unseren Alltag u.a. momentan bestimmen.

Am nächsten Tag wollten wir unbedingt auf den Berg und so nutzen wir das immer noch schöne Wetter und sind zu der Wanderung zum Fitz-Roy aufgebrochen. Mit schönen Ausblicken zum Berg, wie auch ins Tal ging es stetig hoch und schon bald hatten wir das erste Camp passiert. Am zweiten Camp, in welchem die Bergsteiger auf gutes Wetter und die Möglichkeit zum Besteigen warten, war nicht viel los und wir erhofften uns, welche von ihnen „am“ Berg zu sehen. Doch bevor wir wieder Sicht auf den Fitz-Roy hatten, sollte es für uns „an“ den Berg gehen. Nach einer Stunde (für uns) anspruchsvoller Strecke erreichten wir unser Ziel: Blick auf den Gipfel und die wunderschöne Laguna Los Tres, in die wir sogleich unsere Füße hinein hielten! Nach einer Pause und kurzen Abstecher mit Blick auf eine weitere, türkisfarbene Lagune, starteten wir den Rückweg zurück ins Tal, da die Tour für uns eine Tageswanderung sein sollte. Ach ja, Kletterer konnten wir auch mit Teleobjektiv nicht ausmachen, vielleicht ist noch keine Saison oder sie waren grau gekleidet!?!

Schon fast verwöhnt von dem Wetter erschien uns der Sonnenschein normal für die Gegend und wir planten für den nächsten Tag die Wanderung zum etwas kleinerem, aber nicht weniger spektakulären Nachbarn des Fitz-Roy, dem Cerro Torres. Eine noch größere Herausforderung für Bergsteiger, da er steile, glatte Felswände hat. Doch der nächste und auch übernächste Tag belehrten uns eines Besseren und vorbei war es mit dem freien Blick auf die Bergkette (was eher der Normalität in dieser Region entspricht!). So hielten wir uns im Tal auf, gingen in den Ort, sahen Mathias und den Franzosen mit ihren Fahrrädern wieder, trafen andere Reisende u.a. mit Motorrad, die sich abends zu uns gesellten und wunderten uns, wie schnell die Zeit an einem Fleck herum gehen kann!

Auch Michi und Renate, die wir in Ushuaia kennen gelernt hatten, kamen eines Nachmittags pünktlich zum Kaffeetrinken in El Chalten an, sodass wir uns diesmal mit Kaffe und Kuchen revanchieren konnten. Zusammen mit den beiden sind wir an einem Abend auch noch Pizza essen gewesen und an einem anderen haben wir „Stapelsteaks“, eine ganz besondere Zubereitung der Steaks á la Mario, mit leckerem Gemüse verspeist.

Die Wanderung zum Torres hatten wir nicht vergessen, sondern auf einen Tag mit guter Sicht verschoben. Zum Glück mussten wir nicht drei Wochen warten, wie uns von anderen berichtet wurde und wir sicherlich nicht gemacht hätten, sondern konnten am fünften Tag die Tour starten. Schon am Morgen um 5.20 Uhr (der „Fotowecker“ hat uns geweckt!) sah das Bergpanorama in der aufgehenden Sonne herrlich aus und bis wir endgültig aufgestanden sind, war die Sicht noch immer frei und wir sind losmarschiert. Auch diese Route war sehr schön und wir sind nach drei Stunden an der Laguna Torres angekommen, von der man einen tollen Blick auf die steilen Wände des Torres hatte. Das Wetter lud uns an diesem Tag nicht zum langen Verweilen an dieser Lagune ein, geschweige denn verspürten wir Lust bei dem kalten Wind unsere warmen Wanderstiefel auszuziehen und die Füße ins Wasser zu halten, und so ging es nach kurzer Pause auch gleich wieder zurück ins Tal und in den „G“.

Bereits am nächsten Tag war es dann auch schon wieder vorbei mit dem guten Wetter und vom Fitz Roy und dem Cerro Torres war aufgrund der Wolkendecke nichts zu erkennen. Die neu ankommenden Reisenden wollten uns die gute Sicht vom Platz aus gar nicht glauben!

Und da die „Neuen“ etwas zu zahlreich kamen und den schönen Platz überfüllten, hieß es für uns weiterfahren. Nach einer Woche „Stehen“ kitzelte es uns wieder und wir wollten die nächsten Kilometer erforschen: die „Ruta Cuarenta“ lag vor uns!!!