PERITO-MORENO

martinamario am 12. Januar 2007 um 14:32

Von den „Torres del Paine“ aus mussten wir wieder nach Argentinien einreisen, da die nächsten Ziele unserer Reise auf argentinischer Seite lagen. Der Nationalpark „Los Glaciares“, der sich über eine Fläche von 600.000 Hektar erstreckt hat spektakuläre Naturschönheiten aufzuweisen, von denen die bekanntesten der Perito-Moreno-Gletscher im Süden und das Fitzroy-Massiv im Norden sind.

Über eine inzwischen geteerte Stichstraße erreichten wir El Calafate, welches der Ausgangspunkt für Touren zum Perito-Moreno-Gletscher ist. Total touristisch und überteuert haben wir dort nicht lange gehalten und uns auf den Weg zum Gletscher gemacht.

Die Gletscher des Nationalparks sind Ausläufer des Inlandeises der südlichen Halbkugel und gelten als die, abgesehen von den Polregionen, größte zusammenhängende Eismasse der Erde. Der Perito-Moreno-Gletscher ist einer von ihnen, 14 Kilometer lang, 5 Kilometer breit und er erhebt sich mit seiner Eiswand, der Gletscherzunge, 55 Meter hoch aus dem Lago Argentino. Wie wir von der Hinweistafel entnommen haben, „wächst“ er jeden Tag ca. 2 Meter im Zentrum und schiebt sich an den Seiten 40 cm heraus! Am Ende, an der Gletscherzunge taut das Eis langsam oder schneller ab, es bilden sich Risse und die Eisbrocken fallen ins Wasser: der Gletscher kalbt!

Da wir bei schönstem Wetter bei dem Gletscher waren und die Sonne intensiv schien, durften wir besonders am Nachmittag Zeugen riesiger Abbrüche werden und ganze Häuserwände fielen mit lautem Poltern und Krachen ins Wasser. Irre!

Und ständig hört man ein Knacksen, Knarren und Knirschen, mal mehr und mal weniger.

Zwischendurch gingen wir immer mal wieder zum „G“ auf dem Parkplatz zurück, tranken Kaffee, aßen etwas und warteten darauf, dass die Touristenmassen verschwanden, um allein beim Gletscher sein zu können. Wir wurden bei diesem Naturschauspiel wirklich nicht müde und konnten ganze drei Tage ohne Langeweile am Gletscher verbringen!

Am Nachmittag des dritten Tages schafften wir dann doch den „Absprung“ und verließen unseren Standplatz am Gletscher. Über Calafate fuhren wir noch ein paar Kilometer weiter entlang des Lago Argentino und fanden schließlich inmitten einer Pferdefamilie einen schönen Platz zum Übernachten.

 

TORRES DEL PAINE

martinamario am 10. Januar 2007 um 14:07


Von nun an geht es nur noch in Richtung Norden! Dem südlichsten Punkt sagten wir „adieu“ und verließen Ushuaia über den Paso Garibaldi, um bald wieder in Rio Grande zu sein und am nächsten Tag die Strecke über den Hauptgrenzübergang nach Chile zu nehmen. Dort war verhältnismäßig wenig los und wir befanden uns schnell in Chile, um dort auf der Schotterpiste zum Fähranleger zu gelangen. Klar, dass die Chilenen kein Interesse am Ausbau der Strasse haben, wo diese nur von Argentiniern und Touristen als Durchgangsstraße nach Argentinien genutzt wird! Es pustete ständig ein ordentlicher patagonischer Wind und wir hatten ziemlich Mitleid mit den Radfahrern, die sich zum Teil nur noch in den Graben legen und auf weniger Wind warten konnten. Wahnsinn.

An der engsten Stelle der Magellanstraße, die ihren Namen dem gleichnamigen portugiesischen Seefahrer verdankt, der sie 1520 entdeckte, reihten wir uns in die Schlange der wartenden Autos ein und durften auch schon bald auf die Fähre fahren, um mit dieser Feuerland zu verlassen.

Das Schiff hatte gegen eine starke Strömung zu kämpfen, doch sicher und wohlbehalten kamen wir schon nach einer halben Stunde Überfahrt auf dem Festland an. Inzwischen war es spät geworden und wir suchten uns ein schönes Plätzchen inmitten vieler Schafe, die neugierig ums Auto liefen und ihren Fressgewohnheiten ungestört weiter nachgingen.

Am nächsten Morgen waren wir wieder alleine und nur die „Reste“ des Fressens waren rund ums Auto zu erkennen! Bei einem Spaziergang entlang der Magellanstraße ließen wir uns den Wind noch einmal ordentlich um die Nase wehen und brachen schließlich in Richtung Puerto Natales auf. Auf dem Weg legten wir einen Stopp bei der Estancia San Gregorio ein, die von einer Genossenschaft bewirtschaftet wird und deren Glanzzeiten sichtlich vorüber sind. Wie eine Geisterstadt lag sie vor uns und es war fast schon gruselig, den Wind durch sämtliche Ritzen pfeifen zu hören und sich die verfallenen Schlaf- und Wohnräume anzuschauen. Sehenswert waren auch zwei gestrandete Schiffe direkt bei der Estancia, die Ambassador und Amadeo, die nun noch den Touristen als Fotomotiv und zwei jungen Ibissen als Nest dienen.

 

 

In Puerto Natales, an einem schönen Fjord gelegen, empfing uns ein quirliges Treiben und von der im Reiseführer beschriebenen wilden Vergangenheit ist nichts mehr zu spüren. Die Stadt wurde Ende des 19. Jahrhunderts von deutschen Schafzüchtern gegründet und hatte einst keinen guten Ruf. Galt sie doch als Sammelbecken derer, für die es anderswo kaum noch Hoffnung gab: verzweifelte Arbeitssuchende, Glücksritter und Kriminelle aus Europa, den USA und vielen Ländern Südamerikas. Gegen 1900 entstand eine der größten Viehverarbeitungsgesellschaften der Welt, riesige Schlachthöfe schossen aus dem Boden, Fischfabriken sowie unzählige Kneipen und Bordelle.

Außerhalb des Ortes sind heute noch die Reste der Fabriken zu sehen und so rotten die Hallen vor sich hin und die Molen, an denen die Wollfrachter und Kühlschiffe angelegt haben, verfallen und werden nur noch von Komoranen in Beschlag genommen.

Im Ort selbst reiht sich ein Hostel an das andere, Restaurants, Pizzerien und Internetcafés ergänzen das Erscheinungsbild und die Haupteinnahmequelle der heutigen Zeit ist schnell klar. Nein, nicht wegen dem Ort selbst, sondern wegen der Nähe zum Nationalpark „Torres del Paine“!

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Das war auch unser nächstes Ziel und nach 120 Kilometern Piste durch endlose Pampa mit phantastischen Wolkenformationen des patagonischen Himmels sahen wir die „blauen Türme“ aus der Bergkette herausragen!

Blauer Himmel, Sonnenschein, ab und zu ein Wölkchen und dann dieser Blick auf die mächtigen Türme aus Granit, die wie aus einer Felsenburg herausragen und deren Spitzen mit Eis und Schnee bedeckt sind. Toll!

Am Eingang des 240.000 Hektar großen Parks muss man zunächst ein unverschämt hohes Eintrittsgeld zahlen und wird mit sämtlichen Verhaltensregeln vertraut gemacht. Vertraut gemacht haben wir uns im folgenden mit den Sträßchen des Parks und haben verschiedene Stellen angefahren und uns schließlich für das Camp „Las Torres“ entschieden, von dem man einen herrlichen Blick auf den Torres Sur (2850), Torres Central (2800) und Torres Norte (2600) hat. Uns war schnell klar, warum die Torres del Paine zu den spektakulärsten Gebirgslandschaften der Erde gehören!

Vor ungefähr 12 Millionen Jahren entstanden sie zwischen der patagonischen Steppe im Osten und der Andenkordillere im Westen und waren seit etwa 5000 v. Chr. das Siedlungsgebiet der Tehuelche- Indianer, die sie als „Schreie aus Stein“ bezeichneten. Doch nicht nur die Granittürme sind beeindruckend, sondern auch die verschiedenen Seen, Gletscher und der einzigartige Lebensraum für unzählige Tiere und Pflanzen.

Unser Plan für den Park war eine mehrtägige Wanderung, bei der man quasi ein „W“ läuft und als auch noch Rock in den Park kam, war unsere kleine Wandergruppe vollständig und es konnte am nächsten Tag losgehen. Mit Rucksack, Zelt und Verpflegung für 4 Tage bepackt starteten wir und sind mit dem Katamaran über den Lago Pehoe gefahren, um von dort los zu laufen. Der erste „W-Bogen“ war ohne Gepäck zu bewältigen und so bauten wir im ersten Camp unser Zelt auf, verstauten die Sachen und tja, warteten den ersten Regenschauer in der für Wanderer aufgestellten Schutzhütte ab! Prima Start.

Als nach einer Stunde weniger Tropfen vom Himmel fielen, entschlossen wir uns zum Aufbruch und nahmen den Weg in Richtung des Glaciars Grey auf. Eigentlich ein schöner Weg, doch als sich bald der Regen mit Schnee abwechselte, waren wir total durchnässt und die Lust zum Laufen hielt sich in Grenzen… Zum Glück kam zwei Minuten später ein Mirador (Aussichtspunkt) von dem wir zumindest auf den Gletschersee schauen konnten und einen kleinen Eisberg treiben sahen. Das sollte genügen und wir sind wieder zurück ins Camp in die Hütte marschiert, um uns diesmal nicht nur aufzuwärmen, sondern auch zu trocknen!

Und da das Wetter in dieser Region mehr als wechselhaft ist, hatten wir zwei Stunden später herrlichsten Sonnenschein. Was also tun? Am Logischsten erschien es uns, weiter zu gehen und so bauten wir die Zelte wieder ab, packten das Zeug zusammen und wanderten bei schönstem Wetter zum nächsten Camp. Zeitdruck wegen Dunkelheit hatten wir nicht, da es hier im Süden ja erst sehr spät dunkel wird.

Am zweiten Tag war dann der mittlere „W-Bogen“ durch das Valle de Francés dran und wir hatten einen schönen Ausblick auf den Glaciar del Francés und auch die Bergkette östlich von uns. (Da wir ohne Jürgen reisen, müssen wir die Bezeichnung sehr allgemein fassen und können ohne seine Hilfe nur schwer alle Gipfel benennen!)

Am Abend, es war der 31. Dezember 2006, kochten wir uns ein leckeres Silvester-Nudel-Gericht und saßen zusammen mit zwei Holländerinnen in einem Unterschlupf. Die zwei hatten tatsächlich eine Flasche Sekt dabei und so konnten wir mit ihnen auf das neue Jahr anstoßen: um 20 Uhr Ortszeit und somit zur europäischen Jahreswende! Den südamerikanischen Jahreswechsel haben wir bewusst verschlafen, da wir fix und fertig waren! Außerdem mussten wir unsere Kräfte für den nächsten Tag sparen, welcher die längste Tour für uns werden sollte. Entlang des türkisblauen Lago Nordenskjöld ging es bergauf und bergab und genauso abwechslungsreich wie der Weg, war auch das Wetter, zum Glück jedoch ohne Regen und Schnee. An manchen Passagen hat es aber so stark gestürmt, dass ich froh war, zusätzlich meine Stöcke zum Stabilisieren und Halten zu haben! Am Camp „Las Torres“ und am „G“ wohlbehalten angekommen, freuten wir uns, es geschafft zu haben und müssen aber zugeben, dass wir am folgenden Tag auf den letzten „W-Bogen“ verzichteten… Und das nicht nur, weil das Wetter schlecht war!

 

USHUAIA

martinamario am 5. Januar 2007 um 19:19

Bevor es am 24. Dezember das große Weihnachts- Asado geben sollte, haben wir den Campingplatz „La Pista del Andino“ noch einmal für drei Tage verlassen und sind in den Nationalpark „Tierra del Fuego“ gefahren.

Dieser liegt 18 km von Ushuaia entfernt und wurde 1960 direkt an der Grenze zu Chile gegründet. Er umfasst ca. 63000 Hektar und weist eine faszinierende Landschaft vor: schroffe Klippen, Gletscher, kalter Regenwald, überschwemmte Waldgebiete und Lagunen.

Inzwischen gibt es eine Aufenthaltsregulierung von zwei Nächten und drei Tagen im Park, denn anscheinend nahm der Campingtourismus Überhand. Früher, so erfuhren wir, war es wohl auch ein beliebter Weihnachts- und Silvester-Treffpunkt für Traveller, der sich in diesem Jahr aber auf den Campingplatz „La Pista“ in der Stadt verlagert hat.

Unser erster Weg im Park führte uns zum „letzten“ Schild, welches auf das Ende der Ruta 3 hinweist und die Kilometer nach Buenos Aires (3063 km) und Alaska (17848 km) angibt. Da das Wetter eher mäßig war, haben wir uns mit kurzen Spaziergängen begnügt und uns immer viel vom nächsten Tag versprochen. Doch auch dann änderte sich das Wetter nicht besonders und wir sind zwei Stunden am Lago Roca entlang gelaufen. Zumindest wollten wir mal zu Fuß nach Chile wandern und haben es auch nur anhand eines seltsamen Pfostens gemerkt, dass wir den Fuß über die Grenze gesetzt hatten! Trotz des kalten und regnerischen Wetters hat es uns aber sehr gut gefallen und alles erschien sehr mystisch und gespenstig!

Im Park haben wir auch Rock, den slowenischen Motorradfahrer, wieder getroffen und ihn über unsere Weihnachtspläne informiert. Für ihn war schnell klar, dass er mit uns zusammen das Fest verbringen wollte und wir haben ihn bei der Rückkehr auf den Campingplatz sogleich nachgemeldet.

 

Zurück am Campingplatz waren wir richtig überrascht, denn während unserer Abwesenheit hatten sich eine Menge weiterer Reisender mit und ohne Fahrzeug versammelt und wir haben uns den Stellplatz mit Kees und Ton (Schweizer und Höllander) geteilt, die wir beim ersten Aufenthalt dort auch schon als Nachbarn hatten. Für die beiden bedeutete Ushuaia fast das Ende der Reise und sie hatten viel zu erzählen von ihrem Trip von Alaska nach Ushuaia.

So auch viele der anderen Reisenden, die am Anfang, Ende oder mitten im Geschehen waren. Toll war auch, dass wir zwei Paare in unserem Alter mit eigenem Fahrzeug kennen gelernt haben. Sonst ziehen wir den Altersdurchschnitt doch immer sehr nach unten und die meisten, die mit Fahrzeug unterwegs sind, sind bereits Rentner!

Mario konnte sich von den Fahrzeugen kaum trennen und weiß nun wahrscheinlich von Unimog über Scam bis Toyota sämtliche Daten und Ausbauvarianten! Unser „G“ steht diesen teils Riesenmobilen aber in nichts nach und ist für uns das perfekte Reisegefährt!

 

Am Weihnachtsabend fand im Campingrestaurant von Fernando, dem Besitzer des Platzes, das große Weihnachts-Asado statt und er hat es mit seinem Team geschafft, alle 70 Leute zu vollster Zufriedenheit satt zu bekommen. Wir saßen in netter Runde mit Sarah, die mit ihrem Vater Hilmar reist, Rock, Matthias, der mit Fahrrad in Südamerika unterwegs ist, Christian mit Motorrad zusammen und einigen anderen mehr. Überrascht waren wir zu Mitternacht, als wir die argentinische Art und Weise des Weihnachtenfeierns erfahren durften. Zahlreiche Kuchen und Süßigkeiten mit Tischfeuerwerk wurden aufgetragen, jede Frau bekam einen kleinen „Reise-Glücks-Quarz“ geschenkt und dazu gab es für jeden ein Gläschen Champagner zum Anstoßen auf das Weihnachtsfest.

Ganz besonders schön war die Rolle der beiden Kinder von Fernando, Tamara und Toma, ihnen wurden schnell die Geschenke unter den Baum gelegt und danach erzählt, dass Santa Claus da gewesen wäre. Mit großen Augen standen sie zunächst am Fenster, ob sie ihn denn noch sehen konnten und wurden dann erst mit Leuchten in den Augen auf die Geschenke aufmerksam. Und das alles um Mitternacht, aber der Rhythmus ist hier ja sowieso anders.

 

Am 1. Weihnachtsfeiertag haben wir eigentlich gar nicht viel gemacht. Den Vormittag nutzte Mario, um die Standheizung wieder einzubauen. Der Typ von der Werkstatt, welchem wir das Gebläse zur Reparatur gegeben hatten, hat es tatsächlich geschafft, es zum Laufen zu bringen. Was für ein Weihnachtsgeschenk!

Am Nachmittag waren wir bei Michi und Renate (den „jungen“ Leuten) zu Kaffee und Kuchen eingeladen und sind beim Rundgang über den Platz bei vielen anderen ebenfalls hängen geblieben!

 

Nach einer Woche „Stillstehen“ an einem Ort hat es uns wieder auf die Straße gezogen und wir wollten weiter. Nicht ohne zuvor noch einen letzten Versuch bei der Post zu starten, um dort nach unserem Paket zu fragen, welches unsere Eltern nach Ushuaia geschickt hatten. Bis jetzt hatten wir jeden Tag eine negative Antwort erhalten, doch am 26. Dezember, einem ganz normalen Arbeitstag in Argentinien, hielt uns der Postmensch freudestrahlend das Paket entgegen. Schön, dass er sich so mit uns freute, aber auch wir hätten es fast nicht mehr für möglich gehalten und freuten uns umso mehr über die Weihnachtsgeschenke! Danke noch einmal hierfür, ihr Lieben!